Als Frank Margerin die ersten Geschichten um seine Figur Lucien und dessen Freunde entwickelte, schrieb man die 80er-Jahre. Die Storys erzählten von Jugendlichen in den Vorstädten von Paris, die übliche Szene- und Jugendprobleme hatten: Ärger in der Schule und mit der Polizei, erstes Verliebtsein, das Ausprobieren neuer Wege, das Entwickeln der neuen Jugendkulturen.
Ich las die Comics damals in deutschen Comic-Heften wie »Pilot« oder »U-Comix« und fand sie klasse. Als sie in Form von Alben veröffentlicht wurden, kaufte ich sie mir ebenfalls. Das ist jetzt vierzig Jahre her. Seit einiger Zeit gibt es die klassischen »Lucien« in einer schönen Gesamtausgabe; dieser Tage las ich den zweiten Band.
Man merkt dem Band an, dass die einzelnen Geschichten deutlich später entwickelt worden sind; sie entstanden in den 90er-Jahren. Lucien ist erwachsener, auch wenn er sich immer noch trottelig aufführt. So lernt er in der ersten Geschichte das Landleben kennen, verliebt sich in der zweiten Geschichte mit viel Energie und Herzschmerz, bevor er dann mit seinen Freunden – man hat mittlerweile eine halbwegs funktionierende Band gegründet – in die USA reist, um dort das Land kennenzulernen und vielleicht auch einen Plattenvertrag abzustauben.
Zuletzt geht Lucien mit seinen Freunden auf ein Motorradtreffen, in dem immer wieder das legendäre Elefantentreffen erwähnt wird. Da würde mich schon interessieren, wie es im französischen Original bezeichnet wurde.
Die Geschichten sind nicht mehr so spontan, und das macht sie ein wenig lahm. Der erste Band der »Lucien«-Gesamtausgabe ist deshalb auch richtig gelungen, der zweite wirkt auf mich ein wenig so, als habe der Künstler ihn mit angezogener Handbremse geschrieben und gezeichnet. Vielleicht war er aber auch einfach schon zu alt für solche Geschichten und zu weit weg von den Leuten, die er porträtiert.
Ich habe diesen zweiten Band trotzdem gern gelesen und werde ihn in Ehren halten – wer die 80er-Jahre in Comic-Form noch einmal erleben möchte, ist hier gut beraten.
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