Ich kann nicht behaupten, dass ich mich in Zürich gut auskenne – dafür habe ich die Großstadt in der Schweiz zu selten besucht. Mit ihrem Roman »Tiefes, dunkles Blau« hat die Autorin Seraina Kobler, die mitten in Zürich wohnt, ihrer Stadt ein erstes literarisches Denkmal gesetzt; auf weitere Romane kann man gespannt sein.
Kobler führt in ihrem Roman eine Polizistin namens Rosa Zambrano in die Krimilandschaft ein. Diese gehört zur Seepolizei und ist bestens mit Zürich verbunden. Sie kennt überall Leute, die hat ein soziales Umfeld, und sie hat einen Kinderwunsch. Aus diesem Grund geht sie – eher heimlich – zu einem Arzt, der sich auf Frauen mit solchen Wünschen spezialisiert hat. Umso schockierter ist sie dann, als dieser kurz darauf einem Mord zum Opfer fällt.
Die Polizei nimmt die Ermittlungen auf. Schnell wird klar, dass der verheiratete Arzt mit Edel-Prostituierten zu tun hatte und gern mal eine Partydroge zu viel konsumierte. Es zeichnet sich ebenso ab, dass es bei dem Fall um Genforschung im weitesten Sinne geht. War der Täter eine eifersüchtige Frau, oder handelt es sich um einen Fall von Mord aus Habgier?
Seraina Kobler kennt Zürich sehr gut, das merkt man in jeder Szene. Wenn die Hauptfigur durch die Stadt schlendert, im See taucht oder mit ihren Ermittlungen beschäftigt ist, wirkt das stets glaubhaft; man steht neben ihr in der Fußgängerzone, man ist mit ihr auf dem Boot unterwegs, man läuft mit ihr durch die Partyzonen der Stadt. Das ist alles dicht erzählt und auf einem stilistischen sehr ansprechenden Niveau.
Die Autorin kann schreiben. Sie zeichnet die Farben des Sees und die Szenerien eindeutig und klar; sie bevorzugt kräftige Bilder, die mich überzeugt haben. Auch die Arbeit der Polizei wirkt auf mich glaubhaft, ebenso die Darstellungen persönlicher Beziehungen.
Für mich war das eine andere Art von Krimis. Normalerweise mag ich knappe Dialoge und Beschreibungen – das bekomme ich hier nicht. Die Autorin kommt offensichtlich vom literarischen Schreiben her, ihr Krimi ist eher als Literatur überzeugend, nicht unbedingt als Krimi.
Sehr gut unterhalten habe ich mich bei der Lektüre des 2022 veröffentlichten Werks trotzdem. Wer einen eher literarischen Krimi zu schätzen weiß oder einen besonderen Blick auf Zürich möchte, sollte sich »Tiefes, dunkles Blau« anschauen. Lohnt!
1 Kommentar:
Wer mehr über Seraina Kobler und ihr Werk wissen möchte, schaue sich auf ihrer Internet-Seite um:
https://www.serainakobler.com/
Zu »Tiefes, dunkles Blau« hat der Diogenes-Verlag natürlich auch eine Reihe von Informationen auf seiner Internet-Seite zusammengetragen.
Hier:
https://www.diogenes.ch/leser/titel/seraina-kobler/tiefes-dunkles-blau-9783257300918.html
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