Es war eine ziemlich freche Aktion: Auf dem FreuCon IX, der im März 1989 in Freudenstadt veranstaltet wurde, trumpften zwei Science-Fiction-Fans damit auf, dass sie das halbe Jugendzentrum – gefühlt – mit Werbeplakaten beklebten. Darin wiesen sie auf ihr neues Fanzine hin. Die beiden Fans hießen Markus Sämisch und Martin Kempf, und ihr Fanzine sollte den Namen »Fandom Observer« tragen.
Wenige Wochen lag dann auch schon die erste Ausgabe vor. Sie war dünn, bestand aus gerade einmal acht A4-Seiten und war eher lausig kopiert. Offensichtlich hatte man einen Nadeldrucker benutzt, um das Layout zu erstellen – alles wirkte ein wenig hektisch und oberflächlich.
Auf der zweiten Seite gab's eine Anzeige des New-Era-Verlages, der damals versuchte, L. Ron Hubbard als Science-Fiction-Autor durchzusetzen. Nach einem Vorwort kam ein Con-Bericht eines der zwei Herausgeber, der sich wie eine Satire auf andere Berichte dieser Art las: Beschreibungen von Saufgelagen und egozentrische Weltbeobachtungen. Darüber hinaus enthielt der erste »Fandom Observer« einige Fanzine-Rezensionen sowie Informationen zur Fan-Szene – das war's.
Blättert man das dünne Heft heute durch, wundert man sich über die Aufregung, die es auflöste. Und man wundert sich noch viel mehr, dass aus diesen bescheidenen Anfängen ein sehr ordentliches Heft wurde, das viele Jahre lang mit der Regelmäßigkeit eines Uhrwerks erschien und in seinen späten Tagen recht journalistisch war.
(Nachtrag vom 1. Oktober 2019: Ich habe in meinem Fanzine-Archiv gestöbert. Die hier vorgestellte Ausgabe des »Fandom Observer« ist tatsächlich ein sogenanntes Hoax-Fanzine; in meinem Archiv ist schließlich auch das »echte« Heft. Das finde ich dann schon wieder skurril: Dreißig Jahre danach falle ich auf den Hoax herein – so schlecht ist mein Gedächtnis offenbar.)
2 Kommentare:
Hochinteressant. Mir liegt hier eine zweite Ausgabe 1 des FANDOM OBSERVER vor, von der gleichen Mannschaft, im gleichen Monat = April 1989 erschienen, aber mit deutlich größerem Umfang (20 Seiten A4) und einem knallroten Umschlag (naja: Vorder- und Rückseite).
Wahrscheinlich ist meine Ausgabe der Hoax, den Matthias Hofmann veröffentlicht hat, und ich hab's nicht gemerkt ... zwinker.
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