25 April 2019

Emanzipation und Revolution

Wie sehr die Science-Fiction-Szene der 70er-Jahre auch mit politischen Bewegungen verbunden war, belegen immer wieder Publikationen, die von Fans herausgegeben wurden, die aber nichts mit ihrer Lieblingsliteratur zu tun hatten. Ein schönes Beispiel hierfür ist »Emanzipation und Revolution – Kritik an Duhm«, das im April 1974 veröffentlicht wurde.

Herausgegeben wurde die 56 Seiten starke Publikation, die es für 2,80 Mark in der »Reihe Kulturkampf« im Arbeiterkulturverlag. Als Autoren traten Reinhard Merker und Frank Rainer Scheck hervor. Beide hatten sich zuvor einen Namen als kritische Autoren in der »Science Fiction Times« gemacht; sie hatten Artikel und Rezensionen veröffentlicht, teilweise auch Kurzgeschichten.

Der Mann, an dem sie sich abarbeiteten, also Dieter Duhm, war in den späten 60er- und frühen 70er-Jahren in den politischen Zirkeln jener Zeit durchaus bekannt. Die zersplitterte Linke bekämpfte sich auch durch allerlei Schriftwerke, das genannte Heft »Emanzipation und Revolution« ist ein Beispiel dafür. Mithilfe von Lenin-Zitaten wird versucht, das Werk Duhms zu wiederlegen.

Heutigen Lesern kommt das durchaus seltsam vor, derlei Diskussionen sind außerhalb wissenschaftlicher Zirkel nicht mehr üblich, wie mir scheint. 1974 fanden solche Publikationen auch innerhalb der Science-Fiction-Szene ihre Verbreitung und wurden offenbar auch diskutiert.

Später traten sowohl Reinhard Merker als auch Frank Rainer Scheck – leider schon 2013 verstorben – als Herausgeber von phantastischer Literatur in Erscheinung. Unter anderem verantwortete Scheck die Reihe »Meisterwerke der dunklen Phantastik«, die von hoher Sachkenntnis geprägt war.

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