01 April 2019

Café der Erinnerung

Ich kam mit meinem Rad aus dem Wald, in dem ich mich schwer verausgabt hatte. Ich war verschwitzt und wusste, dass ich dringend unter eine Dusche wollte. Aber am Straßenrand ließ mich ein Schild langsamer werden. Es wies auf ein neues Café hin, das jemand errichtet hatte. Es sollte nach zwanzig Metern kommen.

Ich war verblüfft. »Ein Café, her?«, murmelte ich. In der Gegend hatte ich in den vergangenen Jahrzehnten nur Schlamm und Dreck, wucherndes Gras und wild in die Höhe strebende Büsche gesehen, Dornenranken und Beeren aller Art wuchsen hier. Oder war das Schild ein verspäteter April-Scherz?

Langsam fuhr ich weiter. Ich wollte es wissen und erst einmal den Platz genauer ansehen, bevor ich den Weg ansteuerte, der zum Haus meiner Eltern führte. Vorsichtig schob ich meine Kappe weit nach hinten, damit ich eine bessere Sicht hatte.

Wie es sich herausstellte, war an der Stelle, wo früher die kleine Feldbahn mit den Loren die Straße überquerte, tatsächlich ein kleines Café errichtet worden. Tische und Stühle gruppierten sich unter einem Zeltdach, die Wände der Anlage bestanden aus Stroh. Allerdings saßen keine Besucher in dem Café, an dem ein großes »Herzlich willkommen!« immerhin ein wenig Werbung machte.

Kopfschüttelnd fuhr ich näher, stellte spontan mein Rad ab und trat näher. Mein Schweiß interessierte mich auf einmal nicht mehr. Hinter der Bar, auf der mir vor allem eine überdimensionale Kaffeemaschine auffiel, stand eine junge Frau, die mir bekannt vorkam. Vielleicht war ich mit ihrer Mutter oder ihrem Vater in die Schule gegangen.

»Nicht viel los hier«, meinte ich, nachdem ich einen Kaffee bestellt hatte.

Sie lächelte, stellte mir das Getränk hin und kassierte mein Geld. »Abends wird das hier voll«, behauptete sie. »Dann sitzen die Leute hier und hören den Gesängen der Kröten zu.«

»Wie früher«, sagte ich und setzte mich hin. Ich blickte über das Gelände, das früher mein Abenteuerspielplatz gewesen war, und erinnerte mich an den infernalischen Lärm, den Tausende von Fröschen und Kröten in mancher Sommernacht veranstaltet hatten.

Ich wollte gerade aus der Tasse trinken, als ich aufwachte.

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