22 Oktober 2018

Die sogenannten Hater und ich

Ich sagte früher immer gern, der Prozentsatz an Arschlöchern sei überall gleich groß; es gibt Leute, die meinen heute, die Arschlöcher versammelten sich vor allem im Internet. Dort nennt man sie neuerdings »Hater«, was ich für einen sehr unglücklichen Begriff halte. Sie greifen auf Plattformen wie Facebook oder Twitter gerne andere Menschen an, beleidigen und beschimpfen sie unentwegt.

(Ich selbst habe nur einen ganz persönlichen Hater, der mir in pathologischem Hass folgt und ständig anonyme Beleidigungen in der Kommentarspalte meines Blogs hinterlässt, wie ich nicht freischalte. Und dann gibt es einen, der immer mal wieder zu nächtlichen Zeiten oder Facebook bei Twitter seine blödsinnigen Kommentare postet. Es scheinen aber unterschiedliche Personen zu sein.)

Auffällig ist bei diesem Hass im Netz ja eins: Er richtet sich vor allem gegen Frauen. Und er wird von Menschen vorangetragen, die sich mittlerweile trauen, ihren Hass mit vollem Namen und nüchtern voranzutragen. Die Beschimpfungen, die politische Aktivistinnen ertragen müssen, sind meist unerträglich und überschreiten jegliche Grenze. Wünsche zur Massenvergewaltigung und zum Mord gehören ebenso dazu wie oberlehrerhaftes Herabwürdigen.

Man kann ja meinetwegen darüber diskutieren, ob eine Politikerin eine teure Uhr tragen sollte. Aber das rechtfertigt nicht, sie zu beleidigen und in wüstesten Beschimpfungen anzugreifen. Es rechtfertigt noch viel weniger, die Frauen anzugreifen, die es wagen, für die genannte Politikerin in einem Sozialen Netzwerk Partei zu ergreifen.

In solchen Fällen schäme ich mich. Mir ist es peinlich, dass es – und hier schreibe ich das jetzt auch mal – vor allem weiße, mitteleuropäische Männer in durchschnittlichen Verhältnissen und in durchschnittlichem Alter sind, die solche Sachen von sich geben. Bei Jugendlichen hätte ich in gewisser Weise ja Verständnis; da gehört – ich erinnere mich schamrot an eigene Peinlichkeiten – ein gewisser prolliger Ton offenbar dazu, wenn man ein toller Jungmann sein möchte.

Bei Erwachsenen hört bei mir jede Toleranz und jedes Verständnis auf. Ich halte Menschen, die im Netz solche Beschimpfungen von sich geben, für feige und widerwärtig. Sie üben bewusst Druck aus, sie wollen andere Menschen – in diesem Fall vor allem Frauen – aus einer vorgeblich sicheren Position heraus angreifen und vertreiben.

Mir ist nicht klar, was ich in solchen Fällen tun soll. Ein solches Verhalten macht mich ratlos. Bisher versuche ich solche »Hater« zu ignorieren. Das kann ich gut machen, weil sie mich weitestgehend in Ruhe lassen. Müsste ich mich mehr mit den Opfern solidarisieren oder gar mit den »Hatern« diskutieren?

1 Kommentar:

Jens Bertrams hat gesagt…

Debattieren hat vermutlich keinen Sinn, sie wollen die Aufmerksamkeit, geht mir auf meinem Blog auch so. Mit den Opfern solidarisieren ist sicher eine gute Idee, damit zeigt man, dass man sich nicht einschüchtern lässt und klare Kante zeigt, ohne den Typen weiterhin ein forum zu bieten.