30 Oktober 2018

Eine Legende über Dunkle Ritter und Drogen

Das »Batman«-Universum ist so ungeheuer groß, dass ich wohl nie einen kompletten Überblick erhalten werde – so viel Lebenszeit habe ich nicht. Vor allem sind im Verlauf von Jahrzehnten unglaublich viele Geschichten entstanden, in denen unterschiedlichste Autoren und Zeichner sich an diesem Universum versucht haben, ohne dass es eine Kontinuität gibt – das alles kann nur ein Ultra-Hardcore-Fan komplett kennen.

Umso besser, wenn dann Einzelbände wie »Venom« erscheinen, die als Sammelband besondere Ausschnitte präsentieren. In diesem Fall handelt es sich um einen Auszug aus der Serie »Legends of the Dark Knight«; die Hefte für »Venom« wurden 1991 als Fünfteiler veröffentlicht. Autor der Geschichte ist Dennis O’Neill, für die echten Fans einer der »Batman«-Helden; als Zeichner treten verschiedene Künstler in Erscheinung.

Die Geschichte behandelt eigentlich das Thema Leistungsdrogen. Natürlich die Art und Weise, wie Superhelden so etwas nutzen würden … Und sie beginnt mit einer Schwäche des Helden: Weil Batman in einer schwierigen Situation versagt hat, will er mithilfe eines Medikaments seine Leistung steigern. Das klappt – doch natürlich hat so ein Medikament seine Schattenseiten.

Der Dunkle Ritter wird allen Ernstes von einer Droge abhängig. Mit dieser Geschichte wagt sich Dennis O’Neill fast an eine Demontage des Helden heran. In früheren Jahrzehnten wäre es unmöglich gewesen, eine solche Comic-Idee umzusetzen, in den späten 80er- und frühen 90er-Jahren änderten sich eben die Superhelden-Geschichten.

Klar enthält die Geschichte die üblichen Schwächen einer Superheldenserie, trotzdem ist sie spannend und nachvollziehbar. Vor allem wird klar, dass Drogen nicht etwas sind, das »die anderen« betrifft: Man könnte sie ja beispielsweise einsetzen, um beispielsweise Supersoldaten zu erzeugen oder bei Menschen systematisch die Gefühle abzutöten. Das liest sich spannend und hat auch in der heutigen Zeit einiges an Aktualität.

Künstlerisch zählen die Zeichner Trevor von Eeden und Russell Braun sowie der Tuscher José Luis Garcia-Lopez eher zum Durchschnitt ihres Metiers. Ihre Zeichnungen sind gut, gefallen mir vor allem dann, wenn sie zu Großaufnahmen greifen, etwa zu Übersichten über Gotham, haben bei den Figuren aber oftmals diese Superhelden-Zerrbilder, mit denen ich nach wie vor nicht viel anfangen kann. Damit muss man halt leben.

Der Anfang der 90er-Jahre ist ganz schön lange her, und die Comics sind in dieser Zeit auch einen Weg der Entwicklung gegangen. Das merkt man an dieser Geschichte aus dem »Batman«-Universum. Sie ist nicht spektakulär, sie verändert nicht die Comic-Welt, aber sie war für die damalige Zeit echt modern und lässt sich heute noch richtig gut lesen.

Wer »Batman« erst durch die neueren Verfilmungen kennengelernt hat, für den ist dieser Band übrigens eine schöne Gelegenheit, eine spannende Episode aus diesem Universum kennenzulernen. Schön, dass Panini solche Stoffe neu in den Handel bringt. (Ich hab’ mir die Hardcover-Ausgabe besorgt.)

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