Wahrscheinlich kann Judith Holofernes alle Vergleiche mit ihrer früheren Band Wir sind Helden nicht mehr hören – aber denen muss sich die Sängerin stellen. Jahrelang war sie mit der Band auf Touren, dann kam eine lange Auszeit, bis sie 2014 mit einer ersten eigenen Platte an die Öffentlichkeit trat. Die trägt den schönen Titel »Ein leichtes Schwert« und klingt tatsächlich wie eine abgeschwächte Version der vorher so erfolgreichen Band.
Klar, es ist der einprägsame Gesang, der die Lieder treibt, die ruhige Stimme, das gelegentliche Kieksen, das den Stücken einen sehr eigenen Charakter verleiht. Dazu kommen schlaue, oft ironische bis eigenironische Texte, in denen offenbar – ich kenne mich im Privatleben der Sängerin nicht aus – private Themen erzählt und angedeutet werden. (Sie hat zwei Kinder, wenn ich's richtig weiß.)
Witzige, oft überraschende Reime prägen die Songs, politische oder gesellschaftskritische Themen lässt sie diesmal weg. Sie singt über Schriftsteller und ihre Romane, über sich selbst, über tanzende Menschen, über das Pech in Beziehungen und das Glück, das man im Leben doch haben kann.
Musikalisch ist das Pop, na klar, und dann auch noch von der ruhigen Sorte. Die Stücke sind meist sparsam instrumentiert, sie plätschern häufig vor sich hin, wirken ein wenig kratzig und sind deshalb kaum radiotauglich. Gelegentlich bratzelt die Gitarre, manchmal wird eher ungewöhnlich instrumentiert.
»Ein leichtes Schwert« ist eine richtig gute Platte, die ich erst dieser Tage gehört habe – drei Jahre nach ihrem Erscheinen – und die viele Überraschungen bereithält. Mal sind die Stücke überschäumend und ausgelassen, dann wieder nachdenklich und melancholisch; man kann sie mehrfach hören, und die Platte wird nicht langweilig.
(Ich habe mir die Vinylscheibe geholt, die auch richtig schön aussieht und der die CD beiliegt, die ich dann im Auto in den CD-Player gesteckt habe.)
1 Kommentar:
Zum Titelstück von »Ein leichtes Schwert« hat Judith Holofernes auch ein hübsches Video machen lassen; hier bei YouTube zu finden:
https://www.youtube.com/watch?v=NwCvtKE1tDc
Umfangreiche Informationen zu Judith Holofernes, ihrer Musik und ihren Projekten gibt es auf ihrer Website (auch Texte und Videos):
https://www.judith-holofernes.de/
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