Am Montagabend, 17. Mai 2017, schaffte ich es immerhin mal wieder, ins Training zu gehen. Danach radelte ich durch die Innenstadt heim. Karlsruhe war voller Menschen, der Frühsommer trieb sie zu Tausenden auf die Straße, überall waren sie unterwegs, die meisten davon mit blendender Laune.
Auf der Höhe der Postgalerie sah ich die ersten Menschen, deren Gesichtsausdruck mir verriet, dass sie schlechte Laune hatten. Es waren Polizisten, die in voller Montur herumstanden. Polizeifahrzeuge wiesen darauf hin, dass sie einen Einsatz zu bewältigen hatten.
Auf dem Stephansplatz sah ich weitere Polizei. Die Beamten bestiegen ihre Fahrzeuge; gut ein Dutzend Wannen stand bereits. Ein Grüppchen gut gelaunter Antifa-Leute, die ich vom Sehen her kannte, lungerte noch auf dem Platz herum.
Ich fuhr hin. »War heute wieder Nazi-Aufmarsch?«, fragte ich. »Seit wann denn montags?« Ich hatte nichts davon mitbekommen.
»Auf die Nazis kann man sich auch nicht mehr verlassen«, bekam ich zur Antwort. »Die wechseln ihre Demonstrationstage ständig.«
Wie ich erfuhr, hatte der Widerstand Karlsruhe – oder wie immer sich die örtliche Nazi-Gruppierung nennt – mal wieder einen ihrer Aufmärsche durchgezogen. Teilgenommen hatten zwischen 14 und 19 Personen; die Zählungen variierten.
Und sie sind brav auf dem Gehweg marschiert«, wurde mir mit breitem Grinsen erzählt. »So wie es sich für brave Deutsche gehört.«
Wir halten fest: Rund eineinhalb Dutzend Nazis beschäftigen eine Hundertschaft Polizei und eine Hundertschaft der Antifa. Man hat schon von klügeren Dingen gehört, die man an einem Montagabend in der Innenstadt von Karlsruhe anfangen kann ...
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