Wenn ich alte Fanzines durchschaue, stelle ich fest, dass man heutigen Lesern manchen Inhalt von früher kaum noch nahebringen kann. Ein schönes Beispiel ist das Egozine »Whispering Timer«, das der Fan Armin Möhle aus Wallenhorst im Juli 1985 veröffentlichte. Der Name klingt seltsam, hat aber seinen Sinn, wenn man weiß, dass Armin Möhle über mehrere Jahre hinweg ein Duo-Egozine – ja, so etwas gab es damals auch – namens »Whispering Times« zusammen mit Holger Marks publizierte.
Und was ist nun ein Egozine? Im Prinzip ist und war das ein Fanzine, das jemand allein veröffentlichte – das Ziel war letztlich, das eigene Ego zu stärken. (Gern wurde das Titelbild von jemandem übernommen; in diesem Fall stammt es von Norbert Reichinger.) Seriöse Berichterstattung war nicht unbedingt das Ziel eines Egozines, wichtiger war vielmehr, fannische Dinge zu erzählen.
»Whispering Timer« ist hierfür ein schöner Beleg. Das kleine Heft umfasste zwölf Seiten, hatte eine Auflage von hundert Exemplaren und enthielt Texte, die ich heutzutage gern neu lese, mit der sich aber kein Mensch »von heute« mehr auskennen dürfte.
Armin Mühle besuchte Cons in Ehringhausen – wo ich ebenfalls anwesend war – und Freudenstadt – wo ich als Veranstalter auftrat –, er reiste nach Bremen, wo ich nicht auftauchte, und nach Köln, wo ich mich ebenfalls verlustierte. Bei den Berichten ging es oft darum, darüber zu schreiben, wen man traf und was man auf der An- und Abreise erlebte; das Programm eines Cons war bei solchen Berichten oftmals Nebensache.
Mir hat es großes Vergnügen gemacht, dieses Fanzine noch einmal zu lesen: von der ersten bis zur letzten Seite, wirklich Wort für Wort. Schade, dass es solche kleinen Hefte praktisch nicht mehr gibt.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen