26 Januar 2015

Ein Toskana-Krimi zum Weglaufen

Eine ausgesprochen hübsche Optik, ein ansprechender Rückseitentext – das alles sprach dafür, dass »Schlechte Karten für den Barista« ein echtes Lesevergnügen werden könnte. Ich mag italienische Krimis, also ging ich davon aus, dass mich der Autor Marco Malvaldi ebenfalls gut unterhalten würde. Zudem sollte der »Toskana-Krimi« in einer Region des Landes spielen, die ich schon einige Male bereist hatte.

Um gleich mit dem Jammern und Klagen anzufangen: Der Roman ist zwar durchaus ein Krimi, der sicher die eine oder andere witzige Idee aufzuweisen hat; unterm Strich ist er aber nur zum Wegwerfen oder dem Davonweglaufen geeignet. Dabei ist die Ausgangsposition – vier alte Männer um die achtzig langweilen sich, sitzen den ganzen Tag unter einem Baum und lösen nebenbei einen Mordfall – witzig genug, dass ich schon den entsprechenden Film dazu vor Augen habe.

Nur löst der Autor seine Versprechen nicht ein. Er hat keine saubere Erzählperspektive, er springt gleich auf den ersten Seiten kreuz und quer durch die Zeitenfolge, und seine Art und Weise, Dialoge zu führen, haut mich regelmäßig aus der Geschichte raus. Seitenhiebe auf die italienischen Methoden, die Touristen mit neuen Aktionen auf sich aufmerksam zu machen, retten dann auch nicht mehr viel.

Ich kämpfte mich einige Seiten weit voran, wobei ich mich ständig ärgerte, dann gab ich auf. Nach einiger Zeit, in der ich mich mit Manuskripten einer gewissen Raketenheftchenserie beschäftigte, versuchte ich es erneut – und scheiterte wieder. Weder interessierte mich der Kneipenbesitzer, noch fand ich die vier alten Männer irgendwie faszinierend.

Der Roman brachte mich zur Kapitulation; ich sah ein, dass das nichts für mich war. Aber damit muss man wohl rechnen – nicht jedem kann alles gefallen, und guter Geschmack war schon immer eine Frage der Betrachtung.

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