13 August 2013

Krömer und der Witzepuff

Vielleicht muss man aus Berlin sein, um den seltsamen Humor so richtig lustig zu finden, den der Komiker Kurt Krömer im Fernsehen und sicher auch live auf der Bühne bringt. Schon einige Male bekam ich Sendungen von und mit ihm mit, und jedesmal saß ich ratlos vor der Glotze und schaltete nach wenigen Minuten weiter.

Ich bin kein Fernseh-Experte; den ersten Fernseher meines Lebens kaufte ich, als ich schon Mitte dreißig vor. Ich wurde ohne »Lindenstraße« und »Tutti Frutti« sozialisiert und habe die Sternstunden der deutschen Fernsehunterhaltung großmaßstäblich verpasst. Vielleicht lasse ich mich deshalb heute noch so sehr verwirren.

Aber ich schaute am Samstag abend die aktuelle »Krömer-Show« an. Die Sendung interessierte mich deshalb, weil der Journalist Matthias Matussek – mir aufgrund einiger Artikel und einiger Fernsehauftritte herzlich unsympathisch – öffentlich gegen die Sendung geschossen hatte; er hatte zudem dagegen geklagt, dass die Sendung ausgestrahlt wird.

Nachdem ich die Sendung gesehen habe, kann den Mann irgendwie verstehen: Der Journalist übergibt ein Buch und will sein neues Werk vorstellen, Krömer ignoriert jeden seriösen Ansatz, lässt Mattusek nicht aussprechen, bezeichnet ihn als »Puffgänger« und dergleichen und verararscht ihn grob.

Seien wir ehrlich: Wenn es einer verdient hat, öffentlich so durch den Kakao gezogen zu werden, ist es Mattusek. Der Mann teilt seit Jahren aus, und er tritt gerne medial auf seine »Gegner« ein. Er hätte aufstehen und gehen können. Stattdessen blieb er sitzen, guckte gequält und versuchte sich an billiger Gegenpolemik. Sein Auftritt war peinlich.

Und Krömer? Der war halt Krömer. Immer voll auf die zwölf, keinen schlechten Scherz auslassen, ohne Konzept und klares Ziel – das aber konsequent. Wer mag, kann das als Punkrock bezeichnen, meinetwegen auch als »anarchistisch«.

Würde man mich fragen, ob ich als Gast in seine Show gehen wollte – was sicher nie passieren wird –, würde ich ablehnen. Aber es gibt genug Fans. Und wahrscheinlich lachen sich in den Sendeanstalten einige höchstbezahlte Redakteure halbtot angesichts der Reaktionen auf die Krömer-Show.


Nur: Warum Kurt Krömer in den »öffentlich-rechtlichen« Sendern läuft, die angeblich einen Bildungsauftrag haben, und nicht bei RTL II und anderen Sendern zwischen »Wild Girls« und »Villa Germania« ausgestrahlt wird, erschließt sich mir nicht. Qualitätsoffensive sieht anders aus ... aber ich kenne mich mit Fernsehen schließlich kaum aus.

1 Kommentar:

Alfred hat gesagt…

Ich sehe seit mehr als einem Jahrzehnt kein Fernsehen mehr. Eben aus dem Grund, den Du angegeben hast.