20 August 2013

Trash in der Glotze

Als ich noch aktiver Pogo-Anarchist war, fand ich es witzig, die »komplette Verkabelung« Deutschlands zu fordern, um die »Rückverdummung« aktiv zu befördern. Schaue ich mir jetzt einschlägige Informationen zu neuen Fernsehsendungen an, bin ich mir sicher, dass in der Sendeleitung manches Fernsehsenders in Wirklichkeit ehemalige Punkrocker und Pogo-Anarchisten sitzen, die irgendwelche Ideen aus den 80er- und 90er-Jahren umsetzen wollen.

Mit Halbsätzen und Slogans à la »Intim mit Dr. Bunga Bunga« oder »Abenteuer, Brüste und Drama« bewirbt der Sender ProSieben eine neue Show – oder wie immer man das nennen soll –, die im Verlauf dieser Woche starten soll: Unter dem Titel »Reality Queens« werden irgendwelche Frauen mit aufgeblasenen Lippen und vergrößerten Brüsten aus Deutschland auf afrikanische Normalmenschen losgelassen.

Dass ich die Namen der Damen sowie der Moderator durch die Bank nicht kenne, verhilft mir hoffentlich zur Ehrenrettung. Zumindest kannte ich bis vor wenigen Minuten die Damen Micaela Schäfer, Gabriella De Almeida Rinne, Tessa Bergmeier oder Tialda van Slogteren nicht einmal ganz entfernt. Das kann damit zusammenhängen, dass ich wenig ferngucke und auch wenig auf den Promi-Seiten im Netz unterwegs bin ...

Dieses Geschwader angeblicher Queens wird nach Tansania geschickt, wo sie angeblich auf den »Buschmann Gudu« treffen. Sie müssen gegeneinander kämpfen, um irgendwelche »Challenges« zu entscheiden – am Ende gibt es eine Gewinnerin.

Ich bin mir nicht sicher, ob das jetzt rassistisch ist – die Afrikaner werden als »Buschleute« dagestellt, die »alle nackt« herumlaufen. Oder ist es sexistisch – die Queens machen das zwar alle selbständig, werfen aber ein Licht auf »alle« Frauen. Wahrscheinlich nichts von alledem – das ganze ist nur schrecklich doof.

Zwar gebe ich mir Mühe, das ganze ironisch zu betrachten und witzig zu nehmen, aber es fällt mir schwer. Womöglich gelte ich jetzt als »politisch-korrekter« Trottel oder werde von ehemals linken, jetzt primitiv-rechten Publizisten als »Gutmensch« verspottet, aber ich kann damit nichts anfangen. Womöglich sind die »Reality Queens« tatsächlich die Zukunft des Fernsehens ...

Wer mehr wissen möchte, kann sich auf der »Prosieben«-Seite einen Trailer anschauen; leider kommt vorher haufenweise Werbung, doch die kann ja auch unterhaltsam sein. Ich sitze in solchen Fällen ebenfalls davor und wundere mich – aber ich habe ja schließlich keine Erfahrung mit Fernsehsendungen.

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