21 August 2013

Fußball in Ghanzi

Wenn es eine Kleinstadt gibt, die buchstäblich im Nichts liegt, so ist es womöglich Ghanzi. Bei meiner Reise durch Botswana kam ich auch in diese kleine Stadt, die am Rand der großen Kalahari-Wüste liegt und von der aus es zugleich nur ein Katzensprung in die menschenfeindliche Namib-Wüste ist. Eine ausgedörrte Gegend, in der so gut wie niemand lebt.

Am Nachmittag prasselte auf einmal ein Regen herunter, wie ihn dieser Landstrich schon lange nicht mehr erlebt hatte. Ich flüchtete mich unter das Dach einer Bushaltestelle, schon einigermaßen durchnässt, wo ich mich auf die Holzbank setzte und in den Regen starrte.

Der Regen tanzte auf dem Staub der Straße, wurde wieder hochgewirbelt, bildete einen feinen Neben aus zersprühtem Wasser. Ich schaute fasziniert zu. Menschen rannten über die Straße und suchten Schutz unter Vordächern, während Autos ganz langsam vorüberrollten.

Neben mir saßen zwei Jungs, vielleicht 13 oder 14 Jahre alt; ihre kurzen Hosen und T-Shirts waren bereits feucht, aber sie hatten ebenfalls keine Lust auf den Regen. Ich merkte, wie sie immer wieder zu mir herüberschauten. Wo ich denn herkomme, fragte der eine nach einiger Zeit höflich in gutem Englisch.

»Aus Deutschland«, gab ich zur Antwort. Und als er weiterfragte, sagte ich noch, ich sei aus Karlsruhe.

Der Junge schreckte auf. »Die Heimatstadt von Oliver Kahn?« Ich nickte, und damit schien ich einen riesigen Funken der Begeisterung in ihm zu entflammen. »Er ist der beste Torwart der Welt!«

Die nächste halbe Stunde verbrachten wir damit, über Fußball zu reden. Wobei das falsch gesagt ist: Die beiden Jungs hatten mehr Ahnung von der deutschen Bundesliga als ich. Sie kannten nicht nur alle Vereine und ihren Stand in der Tabelle, sie wussten die Namen der wichtigsten Spiele und wer wann welches Tor geschossen hatte.

Ich war verblüfft und schämte mich ein wenig: Die beiden wussten so viel mehr als ich, und sie hatten dieses Wissen aus gelegentlichen Fernsehsendungen und aus dem Radio. Sie spielten selbst Fußball, und sie träumten buchstäblich von der Bundesliga.

Aber so verstrich die Zeit an der Bushaltestelle richtig schnell. Als der Regen aufhörte, gingen wir in unterschiedliche Richtungen weiter, nicht ohne uns vorher die Hände geschüttelt zu haben.

Es war unterm Strich ein richtig schöner Tag in Ghanzi ...

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