12 Juni 2024

Ironisch-historischer Detektiv-Comic

Der Piredda-Verlag hat sich im Verlauf der vergangenen Jahre zur Heimat vieler schöner Comic-Bücher entwickelt. Man pflegt einige Künstler, die in toll produzierten Hardcover-Alben und -Gesamtausgaben präsentiert werden. Es lohnt sich, gelegentlich im Programm des kleinen Verlags zu stöbern.

So fiel mir »Die Fälle von Lord Harold« ins Auge. Nachdem ich die Leseprobe angesehen hatte und vor allem wusste, wer dafür verantwortlich ist, musste ich mir die Gesamtausgabe kaufen. Sie enthält die zwei Geschichten, aus denen die neue Comic-Serie bisher besteht, sowie umfangreiches Skizzen-Material. Wer eine Freude an gut erzählten und toll gezeichneten Bildgeschichten hat, sollte einen Blick auf Lord Harold und seine skurrilen Abenteuer werfen.

Die Comics haben eine hübsche Grundlage: Lord Harold der Zwölfte ist ein Adeliger, der es gewohnt ist, den ganzen Tag über bedient zu werden. Eine richtige Arbeit hat er nie kennengelernt. Aber er hat sich – nachdem er diverse Texte studiert hat – in den Kopf gesetzt, künftig sein Leben dem Kampf gegen das Verbrechen zu widmen. Er beschließt also, bei der Polizei mitzumischen.

So richtig ernst nimmt ihn niemand, weder seine Familie noch die künftigen Kollegen. Das ändert sich jedoch, als man ihn ausgerechnet nach Blackchurch schickt, das dreckigste Viertel von London, wo er mit Unrat aller Art, menschlichen Problemen und unfähigen Kollegen konfrontiert wird. Aber Lord Harold lässt sich nicht abschrecken und beginnt mit seinen Ermittlungen – allerdings auf höchst unkonventionelle Art …

Für das Szenario zeichnet Philippe Charlot verantwortlich, von dem ich schon einige Comics gelesen habe. Der Autor versteht sich darauf, eine augenzwinkernde Handlung zu erfinden, die nicht zu albern ist, die Leserschaft bei der Stange hält und immer wieder originelle Wendungen liefert.

Bei einem Comic, der im 19. Jahrhundert und in London spielt, sind Szenarien, die an Charles-Dickens-Romane erinnern, ebenso selbstverständlich wie Anleihen an klassische »Sherlock Holmes«-Geschichten. Wer also mit solchen Themen etwas anfangen kann, wird auch mit den Geschichten um Lord Harold gut zurechtkommen.

Absolut gelungen sind die Bilder, die Xavier Fourquemin zu schaffen vermag. Sein Blick auf die verschlammten Straßen Londons oder auf die heruntergekommenen Häuser und Werkstätten orientiert sich stets an der Realität. Man glaubt seinen Zeichnungen, dass es im 19. Jahrhundert in der damaligen Weltmetropole so aussah. Im Gegensatz dazu stehen seine Figuren, die sich eher am klassischen frankobelgischen Funny-Stil orientieren.

So erweist sich »Die Fälle von Lord Harold« als ein äußerst gelungener Comic mit Krimi-Aspekten und viel Humor, der verschiedene Leserschichten ansprechen dürfte, sich aber vor allem an die Menschen richtet, die eine Freude an den klassischen frankobelgischen Comics haben. Wer mag, schaue sich die Leseprobe auf der Internet-Seite des Verlags an.

Veröffentlicht wurde der Comic im Piredda-Verlag als schicke Hardcover-Ausgabe. Er umfasst 144 Seiten und kostet 30,00 Euro. Mithilfe der ISBN 978-3-949968-01-3 kann man ihn überall im Comicfach- sowie im Buchhandel bestellen. 

(Veröffentlicht wurde diese Rezension auf der Internet-Seite der PERRY RHODAN-Serie. Ich teile sie hier aus dokumentarischen Gründen.)

1 Kommentar:

Enpunkt hat gesagt…

Weitere Informationen über die »Lord Harold«-Gesamtausgabe stellt die Internet-Seite des Piredda-Verlags zur Verfügung.
Hier:

https://piredda-verlag.de/p/lord-harold-gesamtausgabe