05 Juni 2024

Erster Band einer israelischen Krimi-Serie

Lisi Badichi ist eine Figur, die man nicht so schnell vergisst: Sie ist die Heldin einer Reihe von Krimis, die im südlichen Israel spielen und von Shulamit Lapid verfasst worden sind. Als erster Teil wurde bereits 1989 »Lokalausgabe« veröffentlicht und unter anderem in die deutsche Sprache übersetzt. Seit einiger Zeit gibt es den Roman als neu aufgelegtes Taschenbuch im Dörlemann-Verlag, und ich habe ihn endlich gelesen.

Ich brauchte einige Zeit, bis ich mit der Hauptfigur und dem manchmal weitschweifigen Stil der Autorin klarkam. Beides hängt zusammen: Lisi Badichi ist Journalistin bei einer Lokalzeitung, sie fühlt sich nicht besonders attraktiv und hat mit Männern eigentlich nur Probleme. Ihr Vorgesetzten finden sie schrecklich, mit ihrer Familie kommt sie nicht immer gut klar. Sie neigt dazu, über sich selbst und die Welt zu jammern, und das spiegelt sich natürlich im Roman wider.

Doch dann stolpert sie mehr aus Versehen über einen Mord – er passiert bei einer Party, und sie hatte mit dem Ehemann des Mordopfers vorher auch noch Sex – und versucht dann, mehr aus journalistischem Interesse weiter an dem Thema dranzubleiben. Erschwert wird alles dadurch, dass die ermittelnden Polizisten ihre Schwager sind.

Shulamit Lapid schafft es, den Lesern einen sehr guten Einblick in die israelische Alltagskultur zu geben. Leute aus einem Kibbuz tauchen ebenso auf wie Journalisten und Richter. Man kennt sich, man kommt aus unterschiedlichen sozialen Schichten; man streitet sich auch mal oder kann sich gegenseitig nicht leiden. Damit zog sie mich unweigerlich in ihren Bann.

Am Ende des Romans fand ich die Hauptfigur übrigens sympathisch; anfangs nervte sie mich, aber dann mochte ich sie. Das schafft die Autorin auf elegante Weise: Man wird mit der Figur und ihrem Umfeld immer vertrauter, und bald fiebert man richtiggehend an ihrer Seite mit.

Ein gelungener Krimi, der aus dem Raster der Stoffe fällt, die ich sonst mag! Ich freue mich schon auf die Fortsetzung – die liegt ebenfalls in einer Neuauflage im Dörlemann-Verlag vor.

1 Kommentar:

Enpunkt hat gesagt…

Informationen zu »Lokalausgabe« bietet natürlich vor allem Dörlemann an, der Verlag, in dem das Buch erschienen ist.

Hier:
https://doerlemann.ch/6752