Wann genau ich Torsun kennenlernte, weiß ich nicht mehr. Es war zu Beginn der 90er-Jahre, vermutlich im Autonomen Zentrum in Heidelberg oder im Autonomen Zentrum in Mannheim, vielleicht aber auch im Proberaum der Band Kalte Zeiten in Mannheim. Bei Kalte Zeiten spielte Torsun mit; ein dünner Typ mit zerschlissenen Klamotten und bunten Haaren, der aus einer Kleinstadt von der Bergstraße kam.
Zuletzt traf ich ihn auf der Buchmesse in Leipzig, das war irgendwann vor Corona, vielleicht sogar 2019. Ich arbeitete bei uns am Messestand, ich trug einen Anzug, und er sah aus wie immer: zerschlissene Hose, Kapuzenpulli, strubbige Haare. Wir fielen uns um den Hals, wir laberten in rasendem Tempo miteinander, und dann ging er zu einem Termin.
Seine Band Egotronic sah ich nie live; warum auch immer. Damit wurde er zuletzt in größeren Kreisen bekannt; die Mischung aus Elektro und Deutschpunk fand offenbar Anklang. Die Texte waren radikal, die Auftritte schmissig. Er machte keinen Hehl aus seiner staatskritischen Sicht der Dinge, wobei Torsuns Texte nie platt zu waren.
Und heute lese ich, dass Torsun kurz vor dem Jahreswechsel gestorben ist. Ich wusste, dass er lange Zeit schon krank war; das war im Internet an verschiedenen Stellen zu lesen. Die Nachrichten schwankten; mal hörte es sich nach einer guten, dann wieder nach einer schlechten Entwicklung an. Er wurde, wenn ich es im Kopf richtig überschlage, keine fünfzig Jahre alt.
1 Kommentar:
Es gibt zu Torsun einen ordentlichen Beitrag in der Wikipedia:
https://de.wikipedia.org/wiki/Torsun_Burkhardt
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