24 Juli 2018

Martin Krist im Interview

Aus der Serie »Drei Fragen an …«

Martin Krist kenne ich seit gut zwanzig Jahren, so richtig unterhalten haben wir uns aber erstmals im vergangenen Sommer beim LiteraturCamp in Heidelberg. Ein zweites Gespräch schloss sich in diesem Sommer an – Martin hielt beides Mal vielbeachtete Vorträge.

Nachdem er viele Jahre für verschiedene Verlage geschrieben hat, ist er nun erfolgreicher Selfpublisher. (Dieser Tage erschien sein aktueller Roman »Stille Schwester«.) Ich wollte wissen, warum er das tut, ob er es schon bereut und ob sich das neue Engagement eigentlich auszahlt. Wir führten das Interview per Mail.

Frage: Nachdem du jahrelang erfolgreich in verschiedenen Verlagen publiziert hast, bist du jetzt als Selfpublisher unterwegs. Ging's dir da nur um die Freiheit, oder hast du damit auch ein anderes Einkommen?

Martin Krist: Sowohl als auch. Einerseits hat sich bei mir ein Frust angestaut über die Verlage, bei denen vielfach nur noch Chaos herrscht, Fehler passieren, meine Arbeit kaum eine Wertschätzung erfuhr. Und obendrein schränkten sie mich dann auch noch ein in ihrer verzweifelten Suche nach dem nächsten, großen, schnellen Erfolg. Getreu der Devise: Schreib das, was gerade angesagt ist, oder ...

Auf der anderen Seite ging es mir natürlich um ein anderes, besseres Einkommen. Denn zuletzt hatte ich bei den Verlagen nur noch Angst um meine Existenz. Wie geht es weiter? Was wird nächste Jahr? Will der Verlag mich weiterhin?

Dieser Druck ist jetzt weg. Ich weiß ganz genau, was nächstes Jahr passieren wird. Und ich alleine bin dafür verantwortlich, mit all meiner Kraft, vor allem aber mit all meinen Ideen, meiner Kreativität, meiner Professionalität, die nicht fortwährend ausgebremst wird.

Frage: Auf dem LitCamp sagtest du sehr pointiert, der Buchhandel solle sterben. Das klingt schon sehr negativ. Woher diese Wut?

Martin Krist: Wut ist der falsche Ausdruck. Eher: Enttäuschung. Oder: Resignation. Wenn der Buchhandel trotz meiner intensiven und, ja, auch finanziellen Bemühungen nicht bereit ist, sich auf mich – oder grundsätzlich: auf neue Entwicklungen – einzulassen, dann ist mir der Buchhandel auch egal. Wenn er sich nicht ändern will, kann ich es auch nicht ändern. Dann wird er über kurz oder lang eben sterben. So einfach ist das.

Frage: Derzeit läuft es ja ganz gut für dich – Deine Bücher verkaufen sich, und du hat als Selfpublisher ein gutes Auskommen. Aber was wäre, wenn ein Verlag auf dich zukäme und dir ein vernünftiges Angebot machen würde?

Martin Krist: Diese Frage wurde mir inzwischen schon mehrmals gestellt. Ganz ehrlich: Dieses Angebot müsste schon sehr, sehr vernünftig sein, damit ich es mir überlege. Mit dem, was die Verlage mir in der Vergangenheit geboten haben – und hey, das waren durchaus Vorschüsse im fünfstelligen Bereich – locken sich mich nicht mehr hinter dem Ofen hervor. Dafür genieße ich viel zu sehr meine Freiheit.

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