Es gab eine Zeit, in der mich Charles Bukowski ungemein faszinierte und auch inspirierte. Der amerikanische Autor schrieb über das Leben an der unteren Seite des amerikanischen Traums, über Saufen und Ficken, über die Pferderennbahn und grausige Jobs – und das beeinflusste mich sehr. Das war in den frühen 80er-Jahren, das ist lange her, und als ich zuletzt eine Bukowski-Geschichte lesen wollte, funktionierte sie für mich gar nicht.
Ich versuchte es dieser Tage erneut. »Der Andere« ist eine Bukowski-Erzählung, die in einem schicken Band zu Beginn der Nuller-Jahre im Maro-Verlag erschienen ist. Die großzügige Schriftgestaltung, die vielen Fotos und das extrem luftige Layout führen dazu, dass die Erzählung in einem 76 Seiten umfassenden Taschenbüchlein veröffentlicht wurde.
Mit zwölf Euro kostet das seinen Preis, die Auflage dürfte entsprechend gering sein – aber ich habe den Kauf nicht bereut. Das liegt sicher daran, dass ich die Geschichte gut fand, nicht umwerfend, nicht berauschend, aber in ihrer lakonischen Art überzeugend und für Phantastik-Fans sowieso überraschend.
»Der Andere« ist der Ich-Erzähler selbst. Er trifft einen anderen Mann, der ihm extrem ähnlich sieht. Der andere verhält sich sogar wie er, geht auf die Rennbahn, schläft mit derselben Frau, wirkt ähnlich zerknittert. Doch der Ich-Erzähler kommt nicht mit dem Doppelgänger klar und beschließt, etwas gegen ihn zu tun.
Die Geschichte ist schlicht erzählt, sie steuert konsequent auf einen Höhepunkt zu, sie verzichtet auf stilistischen Firlefanz und unnötige Erläuterungen. Wer von Bukowski nur »Saufen und Ficken« – also SF – erwartet, wird von der Geschichte enttäuscht sein, ebenso alle, die anspruchsvolle Literatur bevorzugen.
Für mich brachte es in gewisser Weise das alte Bukowski-Flair zurück. Vielleicht sollte ich doch einmal zu den alten Geschichten greifen und schauen, ob ich mit den Texten aus den 60er-Jahren heute wieder mehr anfangen kann ...
(Ach so, wer mag: Die ISBN ist 978-3-87512-255-8, und den Maro-Verlag hat auch einen Internet-Shop ...)
1 Kommentar:
Wohl kaum ein junger Mann kommt komplett an Bukowski vorbei im Leben. Ich weiß noch, wie mich vor gut fünfzehn Jahren Fuckmachine und Kaputt in Hollywood in ihren Bann zogen.
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