Niger ist ein Beispiel dafür, wie doppelbödig die Moral bei all diesen Diskussionen ist. Wann immer es heißt, man solle die »Fluchtursachen bekämpfen«, wird die Entwicklungshilfe ins Feld geführt. Hier investiere man schließlich sehr viel Geld, und das diene dazu, die Leute in ihren jeweiligen Ländern zu halten.
Ich bin alles andere als ein Experte für den Niger. Ich war einmal in diesem Land: im Dezember 1987 und einige Tage im Januar 1988. Ich fuhr dort Fahrrad und Buschtaxi, ich aß und trank, ich diskutierte in meinem schlechten Schulfranzösisch, und ich schaute zu.

Zur großen Freude der französischen Partner gibt es im Norden des Landes allerdings Uran. Als wir an Arlit vorbeifuhren, sahen wir die Abraumhalden, die man irgendwo ins Land geschüttet hatte. Das Uran wird ausgeführt, die Leute in den Dörfern ringsum haben nichts davon.
Ein anderes wichtiges Ausfuhrprodukt damals war Baumwolle. Die wurde an den Ufern des Niger angebaut – das bringt ja schließlich Devisen. Grundahrungsmittel für die eigene Bevölkerung, für die man auch fruchtbaren Boden gebraucht hätte, erbringen keine Devisen.
Man muss weder viel von Politik noch von Entwicklungshilfe verstehen, um zu erkennen, dass wir in Europa diese Länder in Nord- und Westafrika gnadenlos ausbeuten. Wenn wir also versuchen wollten, die Fluchtursachen ernsthaft zu bekämpfen, müssen wir einige Aspekte unserer grundsätzlichen Politik ändern. Und unsere Wirtschaft. Und und und ...
Aber es es klingt natürlich dynamischer, über Sichtsheitspartnerschaften zu verhandeln, Grenztruppen zu bewaffnen und – idealerweise – auch noch lange Zäune durch die Wüste zu ziehen. Helfen kann man damit weder den Leuten vor Ort noch den regierenden Parteien bei uns. Aber letzteres ist eh wieder eine ganz andere Geschichte ...
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