Am Dienstag, 14. April 2015, lud die Pegida in Karlsruhe zu ihrem »Spaziergang 6.0«, wie sie es nannten. Nachdem ich bei den letzten Aufmärschen dieser Art geschwächelt hatte, wollte ich dieses Mal unbedingt dabei sein. Ich war einigermaßen pünktlich am Stefansplatz mitten in der Stadt, wo eine Polizeikette zwei Kundgebungen trennte.
Weil es bereits um 16 Uhr eine Besetzung des Platzes durch Antifaschisten gegegeben hatte, war die Polizei dazu gezwungen gewesen, den Platz zu räumen. Das hatte sie nur zur Hälfte durchgezogen. So kam es zu der bizarren Situation, dass die Pegida auf der einen Hälfte des Platzes ihre Kundgebung machte, während die Gegendkundgebung in Sicht- und Hörweite stattfand.
Ich blieb recht lange bei diesem »bürgerlichen Teil« der Demonstration; zusammen mit einigen hundert anderen Leuten. Das passte: Weil ich direkt von der Arbeit gekommen war, trug ich Halbschuhe, Hemd und Jackett, sah also mit meiner Brille und meiner Durchschnittsfrisur sehr bürgerlich aus und nicht wie ein »Berufsdemonstrant«.
Später ging ich einige Meter weiter und stellte mich auf die Kreuzung Amalien- und Karlstraße. An dieser Kreuzung musste der Aufmarsch der Pegida vorbeiziehen, zumindest war so die Route ihrer Demonstration geplant. Überall zog Polizei auf, die Beamten verhielten sich aber zurückhaltend. Wir waren vielleicht 300 oder 400 Leute in diesem Bereich der Stadt.
Als die Pegida mit ihrem »Spaziergang« loslegte, nahm sie eine andere Route als geplant. Wie es sich herausstellte, lief die bizarre Gruppierung die geplante Route einfach in umgekehrter Richtung. Das bot der Polizei die Möglichkeit, in aller Ruhe die von uns besetzte Kreuzung zu räumen ...
Es begann mit einer Durchsage. Ein Polizist forderte uns auf, die Kreuzung freizumachen. Niemand wich. Es gab eine zweite und eine dritte Durchsage. Polizisten in kompletter Kampfmontur stellten sich auf und begannen damit, einzelne Leute herumzuschubsen.
Das dauerte eine Weile und ging hin und her. Nachdem ich einige Male mehr oder weniger massiv geschubst worden war, trat ich immer wieder einen halben Meter zurück. Aktivisten der Antifa, die ihre Transparente hielten, wurden stärker bedrängt, hier kam es zu stärkeren Handgreiflichkeiten der Polizei.
Einige Dutzend Leute begannen mit einer Sitzblockade. Sprechchöre mit »Wir sind friedlich – was seid ihr?« wurden laut. Die Polizei wurde aggressiver, das Schubsen wurde definitiv knalliger. Mir passierte nichts – auch deshalb, weil ich mich zurückschubsen ließ.
Dann begann an einer Stelle des Platzes auf einmal eine fiese Knüppelei; Polizisten drängten in die Blockade hinein und schlugen mit ihren Knüppeln um sich, zogen sich dann wieder zurück. An diesen Stellen gab es teilweise erhebliche Verletzungen bei den friedlichen Demonstranten.
Nach einer halben Stunde hatten die Beamten mit dieser Methode die Kreuzung zur Hälfte geräumt. In meinen Augen hatte die Stadt Karlsruhe – das Ordnungsamt ist für solche Dinge letztlich zuständig – schon klar Flagge gezeigt ...
Gitter wurden aufgestellt, die Polizisten zogen sich hinter die Gitter zurück; dann parkten sie Fahrzeuge als Sichtschutz davor. Als die Pegida-Demonstration kam, marschierte sie gut zehn Meter vor uns hinter den parkenden Fahrzeugen hindurch.
Ich schaute mir den Mob aus verwirrten Bürgern und echten Prügelnazis an – mehr als 150 Leute waren es nicht. Dafür wurde an diesem Tag die halbe Innenstadt lahmgelegt, dafür standen gut tausend Polizisten in der Stadt.
Ungeschoren erreichten die Pegidioten wieder den Stefansplatz. Die Polizei riegelte alles ab, die Pegidioten leiteten ihre nächste Kundgebung ein. Aus allen Richtungen umringten Protestierende aller Art den Platz, von allen Seiten wurde gepfiffen und gebuht.
Es war eine seltsame Situation: Überall waren Demonstranten, davor stand die aggressiv wirkende Polizei in kompletter Kampfmontur. Bei manchen Beamten hatte ich das Gefühl, dass sie nur darauf warteten, endlich prügeln zu dürfen; die Körpersprache machte auf mich keinen sehr entspannten Eindruck.
Ich sah es nicht, aber es wurde mir glaubhaft versichert – auf einmal begann die Polizei damit, willkürlich Leute aus den Reihen der Demonstranten herauszufischen und festzunehmen. Antifa-Aktivisten machten eine Durchsage: Man möchte sich sammeln, man wolle im Rahmen einer Spontan-Demonstration einen Rückzug vom Stefansplatz in die Südstadt antreten.
(Fortsetzung folgt.)
3 Kommentare:
Die Aufmärsche der Neo-SA, der "Antifa", macht mir echt Angst.
Die "Antifa" wird von der Regierung in ihrem Kampf gegen missliebige Bürger unterstützt.
Auch hier gilt: Ich diskutiere nicht mit Nazis und ihren Sympathisanten. Normalerweise hätte ich diesen Kommentar einfach gelöscht.
Nur: Dass die Antifa von der Regierung unterstützt wird, ist eine so lustige Ansicht, dass sie eine eigene Kabarettnummer verdient hätte.
Nazis sind Arschlöcher.
Ihre Sympathisanten sind Arschlöcher.
In jedem Land.
Ich war nicht dabei und frage mich - nicht ausschließlich in diesem Zusammenhang sondern viel mehr allgemein - wieso man Anweisungen nicht einfach Folge leistet?! Ich meine nicht nur gegenüber der Polizei. Der gemeine Deutsche ist geneigt jede Aufforderung als Absprechen der eigenen Mündigkeit anzusehen und alles bis ins Kleinste auszudiskutieren - als einfach zu machen und sich dann zu wundern wenn es "weh tut". Als Polizist wäre ich in diesen Zeiten übrigens auch unentspannt: Aufgrund politischen Unvermögens meine Fresse Linken UND Rechten hinhalten zu müssen und selbst nur defensiv agieren zu dürfen; weil irgendein Honk sein Handy drauf hält und du dann aus dem Kontext gerissen in der BILD landest.
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