21 April 2015

Hermann Ritter und das Ende von »Magira«

Im Sommer 2014 empfand ich es als kleinen Schock: »Magira« sollte eingestellt werde, das »Jahrbuch zur Fantasy« würde quasi seine Pforten schließen. Das machte mich einigermaßen sprachlos – ich selbst hatte einige Beiträge für das Buch geliefert und es immer wieder gern gelesen.

Nachdem bereits ein neues Jahr angebrochen ist und man sich eigentlich bereits auf ein neues Jahrbuch einstellen könnte, liegt es nahe, mit einem der Herausgeber ein kleines Interview zu führen. Mein Gesprächspartner ist Hermann Ritter, mit dem ich seit über dreißig Jahren befreundet bin; unser Interview wurde per Mail geführt.

Klaus N. Frick: Die Entwicklung von »Magira« ist ja eigentlich höchst verblüffend: vom Fanzine in den 70er-Jahren über das Magazin in den frühen 80er-Jahren bis hin zu dem Jahrbuch, zu dem es zuletzt mit Michael Scheuch und dir sowie Michael Haitel und dir geworden ist. Warum habt ihr eigentlich »damals« das »Magira« wiederbelebt?

Hermann Ritter: Weil das »Magira« immer ein Meilenstein war. Das erste deutsche Fantasy-Magazin – eingeschlafen, ohne schuld zu haben; nicht wirklich eingestellt, aber einfach länger nicht mehr erschienen. Da war es naheliegend, eine Wiederbelebung durchzuführen.

Klaus N. Frick: War es eigentlich kein seltsames Gefühl, in die Fußstapfen der »alten« Fantasy-Garde zu treten?

Hermann Ritter: Irgendwann stellt man fest, dass man selbst nach 30 Jahren Fandom zu einem der »Alten« geworden ist. Und dass man die Flamme weitergeben muss.  

Klaus N. Frick: Und warum habt ihr jetzt nach all den Jahren das Jahrbuch eingestellt?

Hermann Ritter: Die Verkaufszahlen waren mies und wurden immer mieser. Dazu kam, dass das Interesse in den Reihen des herausgebenden FantasyClub e.V. immer geringer wurde. Ohne Zuarbeiten von außen wird das zu einer 2-Mann-Trapeznummer. Und das ist nicht durchzuhalten, wenn man nebenbei noch leben will. 

Klaus N. Frick: Gibt es Gründe, warum die Leser weggeblieben sind? Mangelndes Marketing vielleicht? 

Hermann Ritter: Wenn man kein Marketing hat, kann es keinen Mangel daran geben. 

Klaus N. Frick: Könnte es auch am Inhalt gelegen haben? Ich fand, dass das »Magira« oftmals tolle Artikel und Kurzgeschichten enthielt, leider aber auch viele Rezensionen, die – um es höflich zu sagen – nicht sonderlich professionell waren. Kann es sein, dass die Leser deshalb wegblieben, weil viele »Magira«-Inhalte sich kaum von denen irgendwelcher Blogs oder Amazon-Besprechungen unterschieden? 

Hermann Ritter: Als wir anfingen (2001), war es mit den Internet-Rezensionen noch nicht so. Und ich habe (Indianerehrenwort) immer über ein Drittel rausgestrichen – die Kunst der Rezension stirbt aus, weil das Internet den Standard drückt. Nicht anders herum. 

Klaus N. Frick: Meinst du nicht, dass es für die Fantasy-Literatur besser wäre, wenn es ein vernünftiges Medium gäbe, dass die Entwicklung dieser Szene kritisch und ausführlich begleitet? 

Hermann Ritter: Ja, es wäre gut. Nein, es wäre fast zwingend. Die Flut der Informationen ist groß, aber die »tatsächlichen Infos« (die Dinge, die man wirklich wissen will) werden immer weniger. Der Medien-Rummel für jeden kleinen Pups ist groß und wird immer und immer wieder online reproduziert. Da braucht man eine kritische Stimme ... die ich nicht sehe.« 

Klaus N. Frick: Und wie geht es mit dir und der Fantasy jetzt weiter, nachdem es das »Magira« nicht mehr gibt? 

Hermann Ritter: Ich bin da noch planlos. Mal sehen, ob mir jemand ein Angebot macht … oder ob ich nicht einfach die Dinge weiter mache, die mir Spaß machen – und dann schaue, wer sie druckt. 

Klaus N. Frick: Vielen Dank für die schönen Antworten! 

Hermann Ritter: Wie immer: Gerne. Und du warst der erste, der gefragt hat … auch ein Indiz, oder?

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