In diesen Tagen fällt es mir geradezu schwer, meinen Blog nicht in eine Liste von Nachrufen umzufunktionieren. Mehrere Menschen sind gestorben, die ich persönlich kannte oder deren Werke ich mochte. Einige Sätze zu Terry Pratchett möchte ich dennoch verlieren.
Vom literarischen Werk des Briten habe ich so viel gar nicht gelesen. Der Humor seiner »Scheibenwelt«-Romane ist nicht jedermanns Sache, und manchmal hat er mich nicht gepackt. Das mag an den Übersetzungen liegen – ich bezweifle allerdings, dass mein sehr durchschnittliches Englisch dazu ausgereicht hätte, die Feinheiten seiner Dialoge und Beschreibungen im Original zu verstehen. Hier brauche ich wohl kaum zu kokettieren.
Ich bekam Terry Pratchetts nette Art auf einem Con in Dortmund mit; er wirkte zurückhaltend und sympathisch gleichermaßen. Mein persönliches »Highlight« mit ihm erlebte ich allerdings 1997 auf dem WorldCon in San Antonio in Texas.
Aus Zufall ergab es sich, dass die Autogrammstunden von Robert Feldhoff, unserem PERRY RHODAN-Autor, und Terry Pratchett parallel liefen. Also saßen die beiden Schriftsteller nebeneinander an einem Tisch in einer großen Halle. Vor Pratchett begann eine Schlange, die einmal quer durch die Halle und an den Wänden entlang verlief; Hunderte von Fantasy-Fans standen an, um ihre Bücher signieren zu lassen.
Für Robert interessierten sich zwei, drei Leute; dann hatte er nichts mehr zu tun. Geduldig signierte Pratchett ein Buch nach dem anderen, sprach mit den Fans, wirkte aufmerksam und höflich und war keine Sekunde lang überheblich oder sonstwie abgehoben. Neben ihm langweilte sich Robert.
Irgendwann hielt ich es nicht mehr aus. Damit Robert nicht so allein saß, tat ich so, als wollte ich auch ein Autogramm holen, trat zu ihm und reichte ihm einen Roman, den er signierte. Pratchett erfasste die Situation sofort, wahrscheinlich bekam er mit, was wir redeten.
Der Bestsellerautor schaute zu uns herüber, nickte kurz und lächelte uns freundlich an. Es war kein herablassendes Lächeln, keines von einer höheren Warte herab, sondern einfach eine sympathische Geste. Dann ging er wieder an seine Arbeit.
Dieses Lächeln möchte ich in Erinnerung behalten, wenn ich an Terry Pratchett denke ...
1 Kommentar:
Eine schöne Erinnerung, Klaus. Danke fürs Erzählen!
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