In der heutigen Zeit ist ein Heft wie »Arcana« ein Anachronismus: Es erscheint geheftet und im A5-Format, und es sieht auf den ersten Blick aus, als sei es ein Fanzine aus den 80er-Jahren. (Aus dieser Zeit kenne ich den Herausgeber, wobei ich ihn meiner Erinnerung nach ein einziges Mal gesprochen habe.)
Streng genommen aber ist »Arcana« eine richtig gute Literaturzeitschrift, die sich zu Recht als »Magazin für klassische und modere Phantastik« versteht. Die aktuelle Ausgabe 20 erschien dieser Tage, und ich las sie von vorne bis hinten durch – ein echtes literarisches Vergnügen für Menschen, die Kurzgeschichten mögen, und für Menschen, die sich für phantastische Literatur ernsthaft interessieren.
Es handelt sich um ein »Sonderheft Frankreich«, und es enthält nur Kurzgeschichten französischer Autoren, die Ende des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts schrieben. Einige Namen wie Maurice Renard waren mir aus diversen Phantastik-Anthologien bekannt, die anderen las ich zum ersten Mal – das macht aber nichts.
Es handelt sich bei den zehn Geschichten durch die Bank um sehr gut lesbare Texte. Sie spielen mit phantastischen Motiven, sie zielen häufig auf eine Pointe ab, und sie enthalten häufig einen tüchtigen Krimi-Anteil. Man merkt ihnen an, wie sehr die Literaturgattungen zur Jahrhundertwende ineinander verwoben waren.
Ich mochte den unterschiedlichen Blick, den die Autoren auf ihre Arbeit geben. Das war alles unterhaltsam geschrieben und lässt sich auch heute noch mit Genuss lesen – eine tolle Zusammenstellung, der hoffentlich bald wieder ein ähnlicher Themen-Schwerpunkt folgen wird.
Das Heft umfasst 68 Seiten, ist sorgfältig gemacht und kostet fünf Euro. Zu beziehen ist es über den Verlag Lindenstruth in Gießen, der im übrigen verschiedene schön gemachte Bücher in seinem Programm hat. Ein Besuch der Internet-Seite lohnt sich für den echten Phantastik-Fan!
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