22 Oktober 2010

Pfadfinder als Zweitberuf

Im Zug nach München: Vor mir sitzt eine alte Frau mit kurzen grauen Haaren, ich schätze sie knapp an die 80 Jahre. Zu allem Überfluss ist sie auch noch gehbehindert und benötigt einen Stock, um durch das Großraumabteil zu humpeln.

Sorgt schaue ich ihr nach, als sie bei einem Halt aufsteht und in Richtung Toilette geht. Eine ebenfalls grauhaarige Frau, vielleicht um die 70 Jahre alt und deutlich rüstiger, sieht meinen Blick und lächelt mich an. »Ich pass' auf, dass ihr nichts passiert.«

In der Tat hilft sie später der gehbehinderten Frau zurück an den Platz. Beruhigend winkt sie ab, als ich aufstehen will. Klappt schon, soll das wohl heißen.

In München hole ich das Gepäck der beiden Frauen, das im Stauraum untergebracht ist, herunter und trage es hinaus. »Das ist aber mal ein netter junger Mann«, sagt die alte Dame hinter mir leise.

Ich bin beglückt. »Junger Mann« ... es kann so einfach sein, sich wieder jung zu fühlen. (Nach einer Lesung in einem Jugendhaus komme ich mir ja meist wie ein Rentner vor.) Ich komme mir vor wie ein Pfadfinder.

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