Auf Demonstrationen gehe ich seit Jahren eher selten; meist muss mich das Thema tatsächlich reizen. Zuletzt war ich vor zwei Jahren, wenn ich mich recht erinnere, als es um das geplante Nazi-Zentrum in Karlsruhe-Durlach ging. Am Samstag, 8. Mai, ging es um Abschiebung, genauer gesagt, ging es darum, einen Stopp der Abschiebungen zu fordern.
Ohne jetzt zu sehr ins politische Detail zu gehen (wer mag, kann sich im Internet zu Genüge informieren): Zur Zeit macht es sich der deutsche Staat mit seinen Verwaltungsbeamten sehr leicht - haufenweise werden Menschen abgeschoben und das in Länder, die ihnen weder Sicherheit noch eine halbwegs verträgliche Zukunft bieten.
Ganz konkret erwischt es Roma und andere Minderheiten aus dem Kosovo, denen in ihrer angeblichen Heimat nach 15 Jahren nichts als »ein Leben am Rand der Müllkippe« droht. Das Thema halte ich für wichtig, weil ich die deutsche Politik hier komplett widerwärtig finde: Für Banken, Politiker und anderen Mist haben wir Milliarden, auf der anderen Seite schieben wir Menschen ins Elend ab.
Wie viele Leute sich an der Demonstration beteiligten, ist schwer zu schätzen. Am Anfang schätzte ich rund 500, zwischendurch hätte ich selbst gesagt, wir seien an die tausend, am Ende schmolz das Häufchen in der erstaunlichen Sommerhitze ganz schön zusammen.
Insgesamt aber eine anständige Teilnahme, die mich positiv überraschte. Ebenso positiv: Es waren sehr viele junge Leute aus den unterschiedlichsten Richtungen dabei, viele junge Frauen auch. Sage noch einer, die heutige Jugend sei unpolitisch ...
Die Redner waren allerdings zu einem großen Teil grauhaarig und klangen dann auch wie aus den 80er Jahren. Auffallend, dass die einzig guten Redebeiträge bei der Demo von jüngeren Frauen aus Mannheim und einer anderen Stadt (keine Ahnung ... schäm!) kamen. Aber dass es bei Demonstrationen zu viel Gerede gibt, hat mich schon in den 80er Jahren genervt.
Als völlig nervig erwies sich wieder einmal die Polizei, die angesichts einer derart friedlichen Demonstration mit Knüppeln und starkem Robocop-Aufgebot aufmarschierte. Zwar liefen wir nicht im Schild-und-Knüppel-Spalier, aber vor der Demo kam zuerst einmal ein Mob von Uniformierten. In der Fußgängerzone dürfte das für Befremden gesorgt haben.
So sieht Meinungsfreiheit in Deutschland im Jahr 2010 also aus: Ein völlig überzogenes Aufgebot an Polizei schüchtert die Bürger ein und macht ihnen klar, dass ihr Protest und ihre Argumente absolut unerwünscht sind.
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