08 Mai 2024

Einige Gedanken zu Axel

Als ich in den späten 70er- und frühen 80er-Jahren meine ersten Gehversuche in der Science-Fiction-Szene unternahm, war Axel Melhardt bereits eine Legende. Er hatte sich von der Science Fiction weitestgehend zurückgezogen, seine Kontakte beschränkten sich auf Freund- und Bekanntschaften, und sein Herz schlug zu dieser Zeit vor allem für den Jazz. Der umtriebige Musikfreund hatte in Wien das »Jazzland« aufgebaut und zu einer Institution entwickelt.

Für mich war er einer der »großen Alten«. Axel Melhardt war in den 50er- und 60er-Jahren aktiv gewesen. Er veröffentlichte Kurzgeschichten, die zwar Science Fiction waren, aber auf gesellschaftskritische Inhalte nicht verzichteten. In Fanzines schrieb er pointierte Kritiken, beteiligte sich an mancher Auseinandersetzung zwischen den einzelnen Strömungen der damals jungen Science-Fiction-Szene. Ich fand ihn faszinierend.

Als ich in den 80er-Jahre zum ersten Mal das »Jazzland« besuchte, kannten wir uns nicht, und ich hätte nicht gewagt, ihn anzusprechen. Das Kellerlokal ist meiner Erinnerung ein verrauchtes Loch, in dem eine Band spielte, mit deren Musik ich damals nicht viel anfangen konnte. Aber ich mochte die spezielle Atmosphäre im »Jazzland«.

Erst später lernten wir uns kennen. An Axels Seite durchstreifte ich sehr ausgiebig einige Kneipen und Ladengeschäfte in Wien, die ich sonst nie aufgesucht hätte. Ich lernte seine Familie kennen, und einmal besuchten er und seine Frau mich auch in Rastatt, wo ich arbeitete. Bei diesen Besuchen ging es nicht nur um geschäftliche Themen – die waren tatsächlich ein Grund –, sondern wir redeten über Politik und Musik, über Science Fiction. Und weil ich mich so für seine Geschichten interessierte, schenkte er mir ein Buch, das er über die Jazz-Legenden geschrieben hatte, die in seinem »Jazzland« aufgetreten waren.

Axel Melhardt war ein belesener Mensch, voller hintergründigem Humor und vielen Ideen. Gespräche mit ihm waren stets unterhaltsam und erweiterten die eigene Gedankenwelt. Am 6. Mai 2024 ist er – geboren wurde er am 14. Mai 1943 – gestorben. Das stimmt mich traurig.

1 Kommentar:

Enpunkt hat gesagt…

Auf der Internet-Seite des »Jazzland« befindetr sich ein schöner Artikel über Axel Melhardt, der vor allem seine Jazz-Biografie nachzeichnet und seine Science-Fiction- und Fantasy-Seite ignoriert.

Hier:
https://www.jazzland.co.at/aus-und-ums-jazzland/axel-melhardt-14-5-1943-6-5-2024/