Donnerstag am frühen Abend: Noch ist es hell, noch sind die Menschen unterwegs, die etwas einkaufen wollen, und vermengen sich mit den Menschen, die zum Essen und Trinken ausgegangen sind.
Ich fahre mit meinem Rad durch die Erbprinzenstraße in Karlsruhe, schlängle mich zwischen Fußgängern hindurch. Es ist immer noch schwülwarm, jede Bewegung treibt einem den Schweiß aus den Poren.
Am Kiosk am Ludwigsplatz wird das Gedränge dichter. Fast muss ich absteigen, aber ich komme im Schritttempo durch. Des Rätsels Lösung: Junge Leute mit Streich- und Blasinstrumenten stehen da, umlagert von Schaulustigen, und spielen klassische Musik.
Die Stimmung ist richtig gut, alle scheinen sich zu freuen. Kultur von jungen Menschen in der Innenstadt – das finden alle gut.
Ich erreiche den Stephansplatz. Dort haben sich in den vergangenen Jahren immer wieder die Leute vom »Widerstand Karlsruhe« getroffen, um ihre Angst vor Fremden und ihren Hass auf Ausländer zum Ausdruck zu bringen, umlagert von Gegendemonstranten und beschützt von der Polizei. Der Spuk ist fürs erste vorüber.
An diesem Abend haben junge Punks den Platz für sich entdeckt. Vor Freude falle ich fast vom Rad: ein halbes Dutzend junger Punks, struppige Haare und abgerissene Haare inklusive. Drei Millisekunden lang glaube ich, versehentlich durch eine Zeitmaschine gefahren zu sein – aber es ist Realität.
Sie trinken Bier, sie hören – wie es es sich gehört – schlechten Deutschpunk der sechsten oder siebten Generation, scheinen sich dabei richtig gut zu amüsieren. Punkrock mit jungen Leuten in der Innenstadt – das finde dann zumindest ich richtig gut.
1 Kommentar:
Ich freue mich auch immer, wenn ich Punks sehe. Noch vor ein paar Jahren hätte ich sie nicht mal wahrgenommen.
Wie sich die eigene Perspektive doch verschieben lässt. Das zumindest stimmt mich hoffnungsvoll.
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