12 August 2017

Abstürzende Brieftauben nach dreißig Jahren

Wann genau ich mir die Platte »Das kriegen wir schon hin« gekauft habe, lässt sich mit dem Abstand von so vielen Jahren kaum noch nachvollziehen. Aufgenommen und veröffentlicht wurde sie 1986; also kaufte ich sie mit hoher Sicherheit im Jahr darauf. Die Abstürzenden Brieftauben – ein Punkrock-Duo aus Hannover – war zu jener Zeit schwerstens angesagt, man kam an den beiden nicht voran.

Schon damals war die Musik irgendwie ein Anachronismus. Die neue Welle im Punkrock war der Hardcore, der in allen europäischen Länden hochschwappte. Aus Italien und Dänemark, aus England und aus Norwegen kamen Bands, die rasend schnell spielten und einen Sound lieferten, den man zuvor nicht gekannt hatte.

Die Tauben aus Hannover hingegen klangen stark nach den englischen Toy Dolls, vermengten schnellen Punkrock mit schunkeligen Rhythmen und deutschen Texten, brachten alberne Texte oder interpretierten klassische deutsche Schlager, indem sie diese einfach in drei- bis vierfacher Geschwindigkeit spielten.

Höre ich mir das alles nach dreißig Jahren an, verstehe ich, warum ich die Platte recht schnell als uninteressant betrachtete und im Regal stehen ließ. Vielleicht lag's daran, dass ich kein Teenager mehr war ... Der Sound war dumpf, die Musik eher schlicht, die Texte viel zu albern. Hardcore-Punk war damals die stärkere Richtung, und auch im Deutschpunk gab es genug zu hören, das mir besser gefiel.

So kann ich die Platte »Das kriegen wir schon hin« heute vor allem als ein Zeitdokument sehen: Da war Punk noch mal kurz davor, so richtig kommerziell zu werden; die Band schmückte sogar die »Bravo« und wurde in dieser immer wieder abgefeiert. Heute kommt einem das seltsam vor, 1986 bis 1989 fanden das viele Leute richtig klasse.

Ich stelle die Platte wieder ins Regal. Schauen wir mal, wie sie in zehn Jahren auf mich wirkt ...

 

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