Als Kind hörte ich gern Schallplatten, die meine Eltern in ihrem altertümlichen Medienschrank horteten. Darunter waren neben Marschmusik und uralten Schlagern auch Ausgaben von »Musik ist Trumpf«; die Fernsehsendung von und mit Peter Frankenfeld wurde offenbar auszugsweise auf Vinyl gepresst. Daher kannte ich einzelne Stücke aus dem Musical »Mary Poppins« – und die blieben mir all die Jahrzehnte im Gedächtnis.
Ich habe also eine eindeutig-biografische Entschuldigung dafür, dass ich am Dienstag, 3. Januar 2017, in Stuttgart im Musical-Theater saß und mir die deutsche Version von »Mary Poppins« anschaute. Wir hatten ordentliche Karten: Wenn man so eine Show besucht, sollte man nicht auf den Cent guckten ... und auch nicht auf den Zwanzig-Euro-Schein. Ich bereute es keine Sekunde lang.
Die Musik kannte ich teilweise schon; ich war selbst verblüfft, wie lange solche Sachen im Gedächtnis bleiben. Wer sich darunter nichts vorstellen kann: überdrehte Popmusik mit wechselndem Gesang, manchmal so gesungen und gespielt, als liefe eine Schallplatte ein wenig zu spät. Das ist flott und schnell, klingt immer verdammt nach den 60er-Jahren und geht gut ins Ohr.
Die Geschichte von den ungezogenen Kindern und dem witzigen Kindermädchen ist streng genommen ja eine Mixtur aus Fantasy-Kinderbuch und gesellschaftskritischen Einblicken – über manche inhaltliche Logik darf man natürlich nicht nachdenken. Banken kommen nicht gut weg, das »leichte Leben« im Park und die Arbeit von Schornsteinfegern wird positiv dargestellt.
Richtig gut sind die Show-Aspekte. Wie bei so einer Vorstellung nicht anders zu erwarten, wird viel getanzt, teilweise auch mit ein wenig Akrobatik. Auf der Bühne herrscht ununterbrochen Bewegung, das Bühnenbild wechselt ebenso wie die Kleidung der Darsteller.
Um es kurz zu sagen: »Mary Poppins« in der Stuttgarter Version ist groß gemachtes Effekt-Theater, das hervorragend gemacht ist und hervorragend unterhält. (Ja, ich weiß: Mit Punkrock hat das nichts zu tun. Aber das hat so manches in meinem Leben nicht ...)
2 Kommentare:
Ich kenne Mary Poppins vom TV und finde es auch sehr unterhaltsam. Die Lieder sind einfach lustig und schön, locker und frei. Muss auf der Bühne herrlich gewesen sein.
Hört sich gut an.
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