Der Militärputsch in der Türkei, der an diesem Wochenende im Keim erstickt werden konnte, erinnert mich sehr an die frühen 80er-Jahre, in denen ich politisiert wurde. Als die Generäle im September 1980 putschten, brachte das eine irrsinnige Verhaftungswelle mit Mord und Totschlag mit sich. Zahlreiche Menschen kamen um, viele Gefangene wurden gefoltert.
Wann genau die Veranstaltung bei uns im Jugendzentrum war, weiß ich nicht mehr: Ende 1980 oder Anfang 1981. Es ging um die Folgen des Militärputsches, und der Veranstaltungsraum – das sogenannte Kleinkunstforum – war gut besetzt. Verschiedene Türken, meist aus dem linken Spektrum, erzählten dabei, wie es ihnen in der Gefangenschaft gegangen war.
Dann hob einer der Türken sein Hemd und zeigte uns seinen Oberkörper. Brust, Rücken und Oberarme waren mit Malen übersät, die offenbar übrig bleiben, wenn man mit Zigaretten verbrannt und mit Elektroschocks trakiert wird. Diesen Anblick werde ich wohl nie vergessen ...
Egal wie man zu Erdogan stehen mag – und ich finde den Mann und seine Politik auch höchst kritisch –, es wäre ein völliger Unfug, auch nur ansatzweise zu glauben, dass eine Militärdiktatur in Folge des Putsches demokratisch und korrekt vorgegangen wäre. Vor allem wären die demokratischen, »linken« und kurdischen Oppositionellen genauso in die Gefängnisse gewandert.
Ausnahmsweise muss ich hier der Mehrheit der Politiker zustimmen: Durch einen Mlitärputsch hätte sich die Lage in der Türkei sicher nicht verbessert.
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