15 April 2016

Der Auftakt für Jesse Stone

Warum ich erst dieser Tage den Roman »Das dunkle Paradies« las, kann ich selbst nicht richtig begründen. Die mir vorliegende Taschenbuchausgabe besitze ich seit 2013, die erste deutschsprachige Veröffentlichung gab es bereits 1998 – ich bin also ziemlich spät dran. Was allerdings nichts macht, denn gute Romane haben kein Verfallsdatum.

Bei »Das dunkle Paradies« handelt es sich um einen Roman des amerikanischen Schriftstellers Robert B. Parker, der vor allem durch seine Krimis um den wortkargen Ermittler Spenser bekannt geworden ist. Mit diesem Roman begründete er eine neue Serie, in der er den Polizisten Jesse Stone in der kleinen Stadt Paradise in Massachusetts ermitteln ließ. (Verfilmt wurden die Romane dieser Serie teilweise mit dem »Magnum«-Schauspieler Tom Selleck, sie werden immer mal wieder in obskuren Fernsehkanälen gezeigt und sind besser, als man angesichts des Schauspielers denken könnte.)

Jesse Stone ist Alkoholiker; deshalb wirft ihn die Mordkommission in Los Angeles auf die Straße. Seine Frau hat ihn sowieso schon verlassen, auch wenn er sie noch liebt – aber er weiß mit seinem Leben nichts anzufangen und ist heilfroh, als man ihm einen Job auf der anderen Seite des Kontinents anbietet. In Paradise hievt man offenbar auch einen versoffenen Polizisten ins Amt, was ihn anfangs ein wenig wundert.

Recht schnell wundert er sich noch mehr. In der Stadt gibt es seltsame Verbindungen zwischen einem gefährlichen Muskelmann, einer selbsternannten Miliztruppe und den »guten Bürgern« der Oberschicht, hinter die Jesse Stone nur langsam kommt. Als ihm auch noch bewusst wird, dass sein Vorgänger im Amt in die Luft gesprengt worden ist, wird ihm klar, dass in Paradise so einiges nicht stimmt ...

»Das dunkle Paradies« ist ein klassischer Krimi: Es gibt Morde und Verbrechen, und ein tapferer Ermittler tut alles, um die Bösewichte hinter Gittern zu bekommen. Dass der Ermittler mit seinen eigenen Dämonen zu kämpfen hat, dass er ein Alkoholiker ist und den Griff nur mit Mühe von der Flasche halten kann – das ist nicht unbedingt originell, das kennt man sogar von Fernsehkrimis her.

Die Meisterschaft bei Robert B. Parker liegt – wie so oft – in den knappen Dialogen und ebenso knappen Beschreibungen. Er hält sich nicht bei ausuferndem Gerede auf, seine Figuren handeln klar und zielbewusst, und vor allem seine Hauptperson agiert immer glaubwürdig.

An der Übersetzung habe ich nichts auszusetzen, die schnellen Szenen kommen in der deutschen Sprache rasant herüber. Einige merkwürdige Absatzstellungen schiebe ich auf das amerikanische Original; da unterscheiden sich die Lesegewohnheiten auf den beiden Seiten des Atlantiks manchmal doch sehr. Aber außer mir wird das wohl auch kaum jemand auffallen.

»Das dunkle Paradies« ist ein spannender Roman, der mir richtig viel Freude bereitet hat. Ich konnte ihn streckenweise kaum aus der Hand legen und werde mir jetzt – endlich! – die anderen Romane der Reihe besorgen. Wer auf knallige Krimis mit klaren Strukturen steht, ist hier auf jeden Fall bestens beraten.

(Ach ja: Erschienen ist der Roman im Pendragon-Verlag. Es handelt sich um ein Taschenbuch, das 348 Seiten umfasst und 10,95 Euro kostet. Und natürlich kann man es überall im Buchhandel kaufen, ebenso das E-Book.)

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