09 April 2016

Die Comixene in der vierten Phase

Ich könnte ja behaupten, dass ich ein Leser der »Comixene« von Anfang an war – aber das wäre gelogen und ließe sich als Lüge leicht nachprüfen. Das Heft startete 1974 als Fanzine, ich abonnierte es zu Beginn der 80er-Jahre, bis es 1982 eingestellt wurde.

Es war das erste Comic-Magazin im deutschen Sprachraum, das regelmäßig erschien und der damals neuen Welle an erwachsenen Comics als Sprachrohr diente. Mein Comic-Geschmack wurde damals maßgeblich durch die »Comixene« geprägt. Einen zweiten Versuch gab es ab 1994, einen dritten Versuch von 2003 bis 2012.

Mit der neuen Ausgabe 116 startete im Herbst 2015 dann der vierte Versuch; ich kam leider erst dieser Tage dazu, das Heft gründlich zu lesen. Ein Fanzine ist die »Comixene« selbstverständlich nicht mehr: Das von Martin Jurgeit verantwortete Heft präsentiert sich als vierfarbig illustriertes und hochwertig gestaltetes Magazin, das hundert Seiten umfasst und mir wirklich sehr gut gefällt.

Durchgehend herrscht ein journalistischer Stil. Interviews und Artikel sind sauber geschrieben; so werden beispielsweise der deutsche Zeichner Nic Klein und der populäre Künstler Lewis Trondheim porträtiert, es geht um die Zeitschrift »Charlie Hebdo«, und natürlich werden haufenweise aktuelle Comics besprochen. Alle Artikel sind reichhaltig illustriert, die textliche Ausrichtung ist kritisch und zugleich positiv.

Mit »Rainhill« gibt's einen starken Schwarzweiß-Comic von Nic Klein zu lesen, dazu kommen Cartoons. Alles in allem macht das erste Magazin der neuen Ära einen sehr guten Eindruck, und ich würde mich sehr freuen, wenn es lange und erfolgreich weiterginge.

Zu beziehen ist das Magazin im gut sortierten Zeitschriftenhandel, im Comic-Fachgeschäft und natürlich direkt über den Verlag; die Website hilft hier weiter. (Ob einem der Preis von 9,80 Euro gefällt, muss jeder Mensch selbst entscheiden.) Dort gibt es auch Leseproben, die mehr über den Inhalt verraten.

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