21 August 2020

Fasnet in Zeiten der Pandemie?

Ich kann mit der organisierten Fröhlichkeit, die sich alljährlich auf Deutschlands Straßen abspielt, ohnehin nicht viel anfangen. Ob Karneval oder Fasching, Fasnet oder sonstwas – ich fremdle damit sehr. Aber klar: Es ist das Vergnügen von vielen Menschen, und sie sollen ja ihren Spaß haben.

In Zeiten der Pandemie ist alles ein wenig anders. Offensichtlich haben einige Leute schon vergessen, dass eine Karnevalsveranstaltung in Heinsberg zu einem der ersten großen Corona-Ausbrüche geführt hat. Anders kann ich mir manche aktuelle Diskussion nicht erklären: Ernsthaft wird darüber gesprochen, wie der Karneval ab November ablaufen könnte.

Ich versuche mir das vorzustellen: Schunkeln mit einem Abstand von eineinhalb Metern? Straßenumzug mit Masken- und Hästrägern, die sich zurückhalten? Publikum, das sich auf die Abstandsregeln einlässt? Prunkveranstaltungen in geschlossenen Räumen, bei denen nicht gesungen werden darf? Es ist absurd.

Einerseits kann ich mir vorstellen, dass eine Absage des Karnevals oder der Fasnet für viele Beteiligte ein persönliches Problem ist – sie freuen sich ein Jahr lang darauf. Ebenso ist klar, dass es zu finanziellen Einbußen bei Gastwirten, Hotels und Vereinen kommt. Aber diese Einbußen haben seit März 2020 auch Sportvereine, Konzertveranstalter oder viele Gastronomen.

Fasnet in Zeiten der Pandemie halte ich für fahrlässig und gefährlich. Fasching ist eine Zeit, in der Regeln bewusst außer Kraft gesetzt werden. Warum sollte das nicht auch für die Abstands- und Hygieneregeln gelten? Eine seltsame Diskussion derzeit ...

2 Kommentare:

Michael hat gesagt…

Grundsätzlich bin ich absolut deiner Meinung. Aber als (Wahl)Kölner kann ich dir ebenso absolut versichern, dass sich der Karneval hier nicht wird verhindern lassen. Selbst wenn man die Umzüge und Sitzungen absagt. Von Weiberfasnacht bis Aschermittwoch werden hier Zehntausende von Menschen zusammenströmen, um ohne irgendwelche Abstandsregeln zu singen, zu feiern und sich komplett die Lampe auszuschießen. Für Außenstehende ist das vielleicht schwer nachzuvollziehen, aber das wird sich schlicht und ergreifend nicht verhindern lassen. Ich weiß nicht, wie man das Nicht-Kölnern erklären soll. Es geht einfach nicht. Wir haben bis Februar einen Impfstoff oder wir sind verloren. So einfach und bitter ist das. Von einem "Verbot" von Karneval zu sprechen ist hier deshalb vollkommen realitätsfern. Wir müssen irgendwie damit umgehen.

My. hat gesagt…

Ich könnte zu Michaels Kommentar sagen, dass Kölner in Sachen Karneval die kaputte birne am Leuchter der Vernunft sind. Ich kann das beurteilen - ich bin gebürtiger Düsseldorfer. Und deshalb weiß ich auch, dass er völlig recht hat, denn in Düsseldorf wird das nicht anders laufen.
Man sollte den Karneval 2021 prophylaktisch in Coronaval 2021 umbenennen, damit wenigstens die thematische Richtung klar ist.