17 Mai 2018

Es sind eben vierzig Jahre vergangen

Die Members zählten zu den ersten Punkrock-Bands, die ich hörte. Ihr Hit »The Sound Of The Suburbs« lief ab 1978 gelegentlich im Radio, im Deutschlandfunk etwa, und auf meiner ersten Punk-Kassette, die mir ein Klassenkamerad aufnahm, war dieses Stück dann auch drauf. Bis heute ist es einer meiner liebsten Stücke.

Als ich hörte, dass die Members in Karlsruhe spielen sollten, überlegte ich lange, ob ich das Konzert überhaupt sehen wollte. In den 80er-Jahren, als das erste Punk-Revival tobte, sah ich mehrere der alten englischen Bands und fand sie alle grausig: Ob Vibrators oder Adicts, ob UK Subs oder 999 – das waren langweilige Rock-Bands mit gelangweilten Musikern.

Erstaunlicherweise waren die jüngsten Punkrock-Oldie-Konzerte, die ich sah, alle richtig klasse. The Adicts waren großartig, die UK Subs überzeugten in den vergangenen Jahren jedes Mal, bei den Buzzcocks in Weinheim kochte vor Jahren buchstäblich die Bude, und als ich The Wire vor Jahren in Solingen sah, war das abgeklärt und intellektuell, aber nicht langweilig. Aber die Members – wie würde das sein?

Als ich am Mittwochabend. 16. Mai 2018, in der »Alten Hackerei« ankam, spielte die Band bereits. Vielleicht zwei Dutzend Leute hatten sich eingefunden, die Punkrock-Kneipe war also ziemlich leer. Die Band gab sich aber unverdrossen viel Mühe, gute Stimmung zu verbreiten, und wir Zuschauer johlten auch eifrig zurück. Bei »Mitsing-Stücken« halte ich mich stets zurück, so auch in diesem Fall.

Die klassischen Stücke klappten eigentlich ganz gut, sieht man davon ab, dass die Band sie gelegentlich sogar langsamer als im Original spielte. Als ärgerlich empfand ich den neuen schwedischen Gitarristen, der gelegentlich zeigen musste, wie gut er sich an seinem Instrument auskennt. Das führte dann dazu, dass schöne Stücke wie »I'm In Love With A Working Girl« durch fürchterliche Soli kaputtgeritten wurden.

Seien wir ehrlich: In den 80er-Jahren wäre ich bei diesem Konzert rausgegangen. Aber weil ich die Band sympathisch fand, applaudierte und johlte ich eifrig und freute mich darauf, die alten Stücke mal wieder zu hören. Und wenn ich den Gitarristen ausblendete, gefiel es mir sogar richtig gut.

Aber seit 1978 sind halt einfach vierzig Jahre vergangen. Diese Tatsache kann so ein Konzert nicht wegdiskutieren ...

1 Kommentar:

Enpunkt hat gesagt…

»The Sound Of The Suburbs« von den MEMBERS gibt es auch in einem wunderbaren Video bei Youtube; so zeigte sich die Band in den späten 70er-Jahren. Am Mai-Abend des Jahres 2018 waren die Herren halt einfach vierzig Jahre älter und ein wenig langsamer als »damals« ...

Aber schaut selbst:

https://www.youtube.com/watch?v=NsHGnw1txLY