03 Mai 2018

Phantastik in der Diskussion

Das sogenannte PAN-Branchentreffen, das ich im April in Köln besucht habe, wirkt bei mir nach. Ich habe viele Berichte dazu gelesen, und ich habe das Sonderheft der Zeitschrift »Mephisto«, das zu dieser Veranstaltung produziert wurde, gründlich studiert. Das Thema »Träumen Androiden von Freiheit?« ist nämlich, wenn man es durch alle Punkte diskutiert, nicht so einfach.

Vor allem, wenn ich mir klarmache, dass der größte Teil der phantastischen Literatur, den unsereins so konsumiert, von einer ganz bestimmten Gruppe konsumiert und produziert wird: weiße Mitteleuropäer, meist heterosexuell, sehr häufig auch männlich. Ich kann nicht einmal behaupten, dass ich das bewusst so aussuche, aber es ist ein Fakt.

Der größte Teil der Science Fiction und Fantasy, die ich in meiner Jugend gelesen habe, wurde tatsächlich von weißen Männern geschrieben. (Autorinnen wie Ursula K. Le Guin oder Tanith Lee, Marianne Sydow oder Susan Schwartz galten bis in die 90er-Jahre hinein als Ausnahmen.)

Das färbt auf die Figuren ab, die in diesen Romanen auftauchen. Mir fiel das bei der Lektüre des »Mephisto«-Sonderheftes ganz bewusst auf. Die meisten Figuren in Science-Fiction-Romanen waren früher ganz selbstverständlich Amerikaner und Europäer.

(Die Science-Fiction-Serie, für die ich arbeite, war schon sehr früh eine Ausnahme mit afrikanischen und asiatischen Protagonisten. Frauen spielten aber lange Zeit nur eine absolute Nebenrolle, Homosexualität fand nicht statt.)

Alles Gejammer nutzt nichts – so war das eben. Wichtig ist, dass ich als Leser, Redakteur und Gelegenheitautor heute die Welt anders gestalte, auch und gerade eine fiktive, eine phantastische Welt. Ich kann die Vergangenheit nicht ändern, ich kann nur die Zukunft gestalten. Und diese ist vielfältiger geprägt, als ich mir das heute vielleicht vorstellen kann.

Wobei ich auch nichts davon hielte, unbedingt Charaktere einzuführen, die »komplett anders« sind. Wenn es gezwungen wäre, fände ich das aufgesetzt. (In meinem Roman »Das blutende Land« sind die Charaktere übrigens nicht »weiß«, sondern mehrheitlich braunhäutig. Aber das wird nicht thematisiert, weil es für die Geschichte nicht wichtig ist.)

Das Branchentreffen wirkt nach. Welche genauen Schlussfolgerungen ich aus den Diskussionen ziehen werde, muss man noch sehen. Aber ein gedanklicher Anfang ist gemacht!

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