Aus der Serie »Vor zwanzig Jahren«
Das erste August-Wochenende im Jahr 1995, die Nordstadt von Hannover. An diesem Donnerstag abend waren vor allem Punks auf der Straße unterwegs. Lagerfeuer brannten, im Hintergrund schwelten die Reste der Barrikade, die Stunden zuvor von der Feuerwehr gelöscht worden war.
Zwischen die Punks mischten sich Angehörige anderer Subkulturen, auch ganz gewöhnliche Anwohner liefen auf der Straße herum, die Bierflaschen in der Hand. Die Besitzer der Imbissbuden verdienten ein Vermögen.
Und die meisten vibrierten vor Begeisterung und Kampfeslust – die Polizei hatte sich aus dem Viertel zurückgezogen, uns gehörte buchstäblich die Straße. Es war friedlich; weder wurden Passanten belästigt noch Läden geplündert.
Ein Typ, der mir schon am Mittag aufgefallen war, machte sich an der Straße zu schaffen. Er trug punkige Klamotten, hatte aber einen Vollbart im Gesicht – und 1995 war das sehr ungewöhnlich in Punkrock-Kreisen.
Auf dem Kopf hatte er einen Helm, den er blau angestrichen hatte; an der Seite hatte er mit weißer Farbe das »UN«-Zeichen gepinselt. Ich nannte ihn in Gedanken stets den Blauhelmpunk.
Mit einem Farbeimer und einem Pinsel schrieb er mit Farbe in zwei Zeilen auf die Straße: »Bullen- und Nazi-befreite Zone« – und damit drückte er wohl die Gedanken von vielen an diesem Chaostage-Eröffnungsfest aus. Es ist mein Erinnerungsbild an den Donnerstag abend vor zwanzig Jahren ...
1 Kommentar:
Kia ora, Klaus.
Was der olle "Blauhelm" wohl heute so macht!?
Oder die Punks, die sich dunnemals im Famdom amüsierten? :-)
bonté
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