In den 80er-Jahren guckte ich – wenn ich öffentlich ein Fußballspiel anschaute – gern in Kneipen wie dem »Café Müller« in Freudenstadt, das wir damals gern als »Café Siff« bezeichneten, aus Gründen, die ich hier nicht weiter erläutern möchte. Das war lustig, weil während des Spiels schwer gejohlt und getrunken wurde und abschließend alle besoffen waren.
In den 90er-Jahren guckte ich Fußball meist in Wohngemeinschaften, die linksliberal bis punkrockig waren und wo ich gelegentlich der einzige war, der sich über einen Sieg der deutschen Mannshaft freute. Seit den Nullerjahren gucke ich in Kneipen, teils eher proletiger teils eher intellektueller Natur.
Weil ich nämlich ein Problem habe: So lustig es ja sein mag, mit enthusiastischen Fußballfans zu gucken, so sehr nervt mich das »Schland«-Gebrüll und der überzogene Patriotismus. Als ich am Samstag mittag die uniformierten Fußballfans in der Innenstadt sah, die zum »Public Viewing« unterwegs war, gönnte ich kurzfristig – ganz gegen meine eigene Hoffnung – den Kickern aus Ghana jeglichen Sieg ... damit die Superpatrioten den verdienten Dämpfer erhielten.
Aber als ich dann am Samstag abend neben einem Pulk von feiernden Frauen saß, die sich über die Tore der Ghanaer freuten, »weil die dann so schön tanzen« (ist das jetzt Sexismus oder Rassismus?) und ansonsten lieber mit ihren Smartphones herumspielten als auf das Spiel zu gucken – es genügt ja, sich die Tore in der Wiederholung anzuschauen –, wünschte ich mir die jugoslawischen Fußballprolls aus den 80er-Jahren und das gute alte Café Siff zurück.
Ich weiß, man kann es mir kaum recht machen ... Ach ja: Das zwei zu zwei nach einem spannenden Spiel war dann auch für beide Seiten verdient.
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