07 Dezember 2012

Die Nasen im Dorf

Es gibt Geschichten aus meiner Kindheit, an die erinnere ich mich, als seien sie gestern geschehen;  zumindest habe ich eine sehr dichte Erinnerung an ein Ereignis. An das hier erinnerte ich mich in den vergangenen Tagen mehrfach: immer dann, wenn es um die aktuelle Diskussion um ein Verbot der Nazi-Organistion NPD geht.

Ich war mit meinem Vater unterwegs, ich war ein kleiner Junge, und es muss in den späten 60er-Jahren gewesen sein. Wir gingen über die Talstraße mitten im Dorf, an der es damals noch die Molkerei, einen kleinen Laden und vor allem eine Tankstelle gab.

An einem Holzschuppen, der an der Talstraße aufragte, hatte jemand mit weißer Farbe und in großen Lettern ein »N«, ein »P« und ein »D« geschmiert. Das »NPD« sah ziemlich wuchtig aus und strahlte auf Dutzende von Metern über die Dorfstraße. Es war nicht die einzige Nazi-Schmiererei im Dorf, weil die Nazis damals ziemlich massiv auftraten – aber es ist die einzige, die mir in Erinnerung geblieben ist.

Ich fragte meinen Vater, was denn das »NPD« bedeute. Seine Antwort war kurz und knapp: »Das sind die, die den Hitler wiederhaben wollen.« Weitere Diskussionen waren überflüssig.

Politische Aufklärung im Jahr 1969; mehr musste man damals nicht sagen, und mehr muss man zu Nazis auch heute nicht sagen. Irgendwelche Diskussionen über Verbot oder Nicht-Verbot einer Nazi-Partei sind da fast schon egal.

Mein Vater war kein sonderlich politischer Mensch, er war weder in einer Partei, noch äußerte er groß seine politische Meinung. Aber was Nazis anging, hatte er mit wenigen Worten den Nagel auf den Punkt getroffen. In der aktuellen Diskussion fehlt mir das manchmal ...

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