24 Oktober 2012

Stein zum Anstoß



In meiner »ersten Gedicht-Phase«, also zu Beginn der 80er-Jahre, machte ich das, was heutzutage auch jeder macht, der sich für einen Lyriker hält: Ich verarbeitete diverse Themen aus meinem täglichen Leben. Schaue ich mir das ganze dreißig Jahre später an, guckt mir aus diesen Texten ein anderer Mensch entgegen als aus dem Spiegel. Das dürfte aber normal sein ...

Ein schönes Beispiel ist der Text »Stein des Anstoßes«, den ich am 22. Dezember 1982 schrieb; das verrät zumindest die handschriftliche Notiz auf dem Blatt Papier. Das ganze klingt, als beziehe er sich auf einen Abend in der JuZ-Disco.

Ich zitiere mich selbst: »Grob und ungefügt / die Gesichtszüge eckig und verhärtet, / am Rand der ebenen Fläche, / über die die Füße huschen.«

Wie es sich gehört, muss so ein Text dann auch mehrere Strophen haben: »Die Schlechtwetterseite / ist bereits dick bemoost, / als Schutz, / und die Streifen des Pullovers / erinnern an Felsgrate / trotz de blonden Haare, / die über den Rücken fallen.«

Der Abschluss macht mich selbst noch neugierig – ich habe nicht die geringste Ahnung, worauf sich mein jüngeres Ich dabei bezog: »Und ab und zu / stolpert jemand / über diesen begrenzenden / Eckstein.«

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