07 Oktober 2012

Bibliographisches Lexikon


Ich weiß nicht mehr genau, wann mein Abonnement des »Bibliographischen Lexikons der utopisch-phantastischen Literatur« begonnen hat. Irgendwann in den frühen 90er-Jahren, als es noch kein Internet gab und man sich Informationen sehr mühsam besorgen musste.

In dieser Zeit startete der Corian-Verlag seine Loseblatt-Sammlungen, und ich abonnierte zwei davon. Eine davon war das eben genannte Lexikon, die andere der sogenannte Werkführer. Und beim Bibliographischen Lexikon erschien dieser Tage die Folge hundert.

Früher war die neue Lieferung des Lexikons eine echte Freude für mich: Ich fischte die losen Blätter aus der Verpackung, ich sortierte sie in die Lexikonbände ein, und während ich sie einsortierte, las ich mit großem Interesse, was in den sachkundigen Texten über Autorinnen und Autoren zu finden war.

Seien wir ehrlich: Das ist alles reichlich antiquiert, und in den vergangenen drei, vier Jahren habe ich die losen Blätter nicht einmal mehr abgeheftet. Will ich heute etwas über einen Schriftsteller und sein Werk wissen, gehe ich an meinen Computer und durchforste das Internet.

Der einzige Grund, warum ich mein Abonnement nicht schon seit langem gekündigt habe, ist wohl eine gewisse Faulheit. Und eine sture Beharrlichkeit: Wenn ich das Abo kündige, kann ich eigentlich die gesamte Sammlung wegwerfen – ich bekomme dann ja auch keine Updates mehr.

Aber vielleicht sollte sich in meinem Leben an der einen oder anderen Stelle dann doch mal die Vernunft durchsetzen. Im Jahr 2012 erscheint mir eine Loseblatt-Sammlung zur Science Fiction als doppelt antiquiert und anachronistisch ...

1 Kommentar:

Astroholl (Manfred Holl) hat gesagt…

Hallo,

das kann ich gut verstehen. Ist wie in der Astronomie mit den IAU-Circularen. Wenn sie irgendwann per Post über den großen Teich kamen - oft mit wochenlanger Verspätung - war man immer hellauf begeistert über die neuen Informationen. Später kamen die über Fernschreiber oder auch per Telegramm. Aber nicht jeder konnte die abonnieren, weil sie auch kostenpflichtig und nicht ganz billig waren.

So habe ich die beispielsweise im Hamburger Planetarium damals einsehen können. Irgendwann brauchte man die aber auch nicht mehr, weil die Infos über das Web viel schneller kamen.

Ganz oft gibt es solche Loseblattsammlungen aber noch da (Hamburg, öffentlicher Dienst), wo man Ergänzungslieferungen zu Gesetzestexten, Vorschriften und Anweisungen etc. einsortieren muss, weil sich, auch aufgrund von Stelleneinsparungen, niemand findet, der mal den Gesamttext ins Inter- oder Intranet stellt und vorher entsprechend aufbereitet. Aber auch das wird mit der Zeit weniger.

Ergo: Loseblattsammlungen sind (noch!) weiter verbreitet, als man annehmen könnte, aber dennoch im Jahre 2012 irgendwo wirklich ein Anachronismus.