Das Chaostheater Oropax gibt's seit gut einem Vierteljahrhundert. Ich selbst habe die Brüder Volker und Thomas zuletzt live auf der Miniaturbühne des Jugendzentrums Freudenstadt gesehen, irgendwann um 1987 herum. Das ist lang her, und seither sind sie chaotisch geblieben, aber professioneller geworden.
Davon überzeugte ich mich am Sonntag abend, 20. Dezember 2009: Oropax trat im Theaterhaus Stuttgart auf, wir hatten Karten für die vierte Reihe, und ich saß genau hinter einem freien Stuhl, der im späteren Verlauf des Programms auch noch seine Bedeutung bekam. Und ich hatte hinter Bauchschmerzen vor Lachen, ein verzerrtes Gesicht und Atemnot – mehr als hektisches Japsen ging zeitweise nicht.
Das Programm stand unter dem Motto »Der 54. November«, gemeint war natürlich Weihnachten, und karikiert wurde der alljährliche Weihnachtskonsumterror. Dabei zogen sich die Brüder ständig um, tauchten in verschiedene Rollen, brachten Wortspielereien, die zwischen hirnlos und großartig schwankten, und sie sorgten vor allem dafür, daß ein Gag nach dem anderen von der Bühne ins Publikum geschossen wurde.
Das war nicht immer geistreich und häufig weit unter der Gürtellinie – aber es war stets Unterhaltung, bei der ich nur schreien, lachen und kichern konnte. Eine ältere Dame, die in meiner Nähe saß, empörte sich hinterher sehr über das ganze.
Kein Wunder: Grenzen des guten Geschmacks wurden geschmackssicher unterlaufen. Zermatschte Schokoriegel und eine zersägte Weihnachtsgans, dazu Brotteig als Perücken-Ersatz – Oropax spielten sogar mit Nahrungsmittel. Und sackdoofe Running-Gags wie ein debiler Mönch muß man mögen.
Ich mochte das. Noch Stunden danach amüsierte ich mich über Einzelheiten des Programms. Ich bin sicher, daß ich nicht zwanzig Jahre bis zum nächsten Oropax-Abend warten werde.
1 Kommentar:
ich saß genau hinter einem freien Stuhl, der im späteren Verlauf des Programms auch noch seine Bedeutung bekam
Ja, wie? Das wollen wir jetzt aber wissen!
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