Talkshows schaue ich mir eher selten an; ich bin der Überzeugung, daß das zumeist Zeitverschendung ist und ich mehr davon habe, wenn ich mit normalen Menschen über irgendwas rede anstatt mir anzuschauen, was sogenannte Prominente zu irgendwelchen Themen zu erzählen haben. Doch am gestrigen Dienstag abend, 15. Dezember 2009, zappte ich bei »Menschen bei Maischberger« vorbei, wo ich Zeuge eines ungewöhnlichen Duetts wurde.
Duett - ja klar. Ein Duell war es ja wohl nicht, was die beiden Damen, die von der Regie nebeneinander plaziert worden waren, so lieferten. Dafür ging die Moderatorin zu oft dazwischen, und die beidseitige Abneigung ging so weit, daß die beiden sich zeitweise nur verächtlich musterten.
»Sie riechen nach Container«, sagte Marianne Baronin Brandstetter, von der ich noch nie im Leben gehört hatte, eine Dame, die ihr Geld ihren Männern und ihrem Erbe verdankt und die mit Millionen ausgestattet ist, eine Dame aber vor allem, der man mit Schönheitsoperationen das Gesicht ziemlich verunstaltet hat, und das sagte sie zu Hanna Poddig, einer jungen Frau, die sich als Aktivistin bezeichnete, die am liebsten den Kapitalismus abschaffen würde und unter anderem davon lebt, daß sie Nahrungsmitteln aus den Abfallcontainern der Supermärkte holt, die noch gut sind, aber als Müll gelten.
Und Hanna Poddig antwortete mit steifer Miene, mit einem Lächeln, das zwischen Abscheu und Faszination schwankte: »Das ist Unfug.« Und so ging es die ganze Zeit: Vom Regisseur Dieter Wedel, der davon schwadronierte, daß der Haß der Armen auf die Reichen irgendwann dazu führen könnte, daß man die Wohlhabenden an Bäume aufhängen würde, wurde sie ebenso angegriffen wie von Roger Köppel, einem Schweizer Journalisten und wohl dem Klügsten in der Runde.
Der kam mit dem unseligen Judenvergleich, den auch Schweizer ungestraft aus der Tasche ziehen dürfen, und verglich allen Ernstes die Menschen, denen in Hamburg und Berlin die Nobelkarossen angezündet werden, mit Menschen, »denen man früher in Deutschland auch alles weggenommen hat«, steckte also Poddig zuerst in die Nazi-Schublade, um sie später in die Kommunisten-Schublade zu stecken.
Eine großartige Talkshow, selten so oft über unfreiwilligen Humor gelacht. Vielleicht sollte ich so was öfter gucken. Obwohl ... nächste Woche kommt Nina Hagen, da ist dann wieder Fremdschämen (weil die Dame so peinlich ist) und Eigenschämen (weil ich ein halbes Dutzend Platten inklusive der »Punk-Hochzeit« von der Dame besitze) angesagt ... und ob ich das überstehe?
1 Kommentar:
Ich hasse Fremdschämen und gucke daher äusserst selten talkshows.
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