Höre ich in diesen Tagen die Nachrichten, während ich beispielsweise zur Arbeit fahre oder daheimsitze, fällt mir auf, dass gewisse Wörter offensichtlich fehlen. Es gibt keinen »starken« Schneefall mehr, es gibt »massiven« Schneefall. Es gibt keine »großen« oder meinetwegen »erhebliche« Probleme im Land, sondern es sind gleich »massive« Probleme.
Selbstverständlich ist auch der Verkehrsstau nicht »groß« oder »lang«, sondern ebenfalls »massiv«, und die Wahlerfolge der rechtsradikalen AfD führen zu einem »massiven« Verlust an Demokratie. Und so weiter.
Gibt es eine neue Sprachregelung? Hat die Sprachpolizei zugeschlagen? Sind alle Redakteurinnen und Redakteure endlich gleichgeschaltet worden?
Nein. Selbstverständlich nicht. Sie können schlicht kein richtiges Deutsch mehr, scheint mir in solchen Fällen.
Man fragt sich nur, warum an solchen Stellen die Sprachpolizei nicht aufschreit. Wagt es jemand, öffentlich die Gendersprache zu benutzen, wird Zeter und Mordio geschrien, beschwören manche Leute glatt den Untergang des Abendlandes herauf. Wenn sich schlechtes Deutsch durchsetzt oder immer mehr Denglisch benutzt wird, stört da die gleichen Sprachpolizisten nicht.
Aber gut – die können ja mehrheitlich selbst kein vernünftiges Deutsch sprechen, schreiben oder auch nur denken. Wie sollten sie dann echte Fehler bemerken, wenn sie sich auf das »in« bei manchen Wörtern oder irgendwelche Sternchen konzentrieren müssen?
3 Kommentare:
Das ist nicht richtig. Aber wenn du zur "Sprachpolizei" gehörst, wie du sie nennst (und die es so nicht gibt), dann musst du dich auch mit anderen "Einstufungen" abfinden. Ich bin Mitglied im Verein Deutsche Sprache - und dies, weil ich die deutsche Sprache schön und in ihrer schönen Form wichtig finde (und das heißt nicht nur: kontra Gendern, sondern auch kontra Denglisch, kontra Wortverbote, kontra andere Gewalttaten an der deutschen Sprache). Ich veröffentliche regelmäßig die Inhaltsverzeichnisse des Infobriefs des VDS auf meinen Blogs, und die handeln nicht nur von Gendern und Denglisch.
Aber was habe ich davon? Ich bin schon als Rechter, Rechtsradikaler und Neonazi eingestuft worden. Nur, weil ich finde, dass man gerne Fremdsprachen lernen darf, kann und durchaus auch soll - aber nicht auf Kosten der deutschen Sprache.
Der von dir beschriebene Verlust der Sprachvielfalt durch den Verlust simpler Worte ist nicht das einzige Phänomen. Hör einfach mal hin und bemerke, wie viele Menschen nicht mehr "gleich", "genau", "gerne" u.ä. sagen können, sondern nur noch "kleich", "kenau", "kerne" usw. Und das ist keine Dialektfrage.
Ich glaube, Klaus hat auf etwas anderes deuten wollen. Die Vielfalt der deutschen Sprache fehlt im journalistischen Bereich immer mehr.
Das fängt schon bei den Nachrichten-Portalen im Web an und ist besonders im Teletext (ja, gibt es noch, ja, lese ich jeden Tag).
Was womöglich auch an schlechter gewordener Schulbildung, Fachkräftemangel oder auch nur an "mirdochegal, Hauptsache ich bekomme Geld für meine Buchstaben" liegen könnte.
Okay, im Teletext ist das noch am ehesten verständlich - hier ist der Platz sehr beschränkt was ggf. zu manch sprachlichen Kompromiss zwingt...
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