Es nieselte an diesem Freitagabend in Frankfurt. Ich benötigte frische Luft, Arndt ebenfalls. Ob er eine Zigarette rauchen wollte, weiß ich nicht mehr. Aber wir standen unter einem Vordach, die Straße war feucht, die Autos rollten vor uns vorüber, das Licht zuckte durch die Pfützen, und die Luft roch nach Abgasen und Großstadt.
Arndt war Gast beim Galaktischen Forum, das meine Kollegen und ich veranstalteten, und wir kannten uns nicht besonders gut. Und noch arbeitete er nicht regelmäßig mit unserer Redaktion zusammen.
Wir kamen ins Reden. Zuerst waren wir sehr oberflächlich, keiner konnte den anderen so richtig einschätzen. Ich trug einen dunklen Anzug und eine Krawatte, sah also so aus, wie man sich einen Chefredakteur vorstellte. Arndt hatte normale Kleidung an, fiel aber in jeder Gesellschaft auf, weil er eine Glatze hatte und sehr muskulös wirkte.
Unweigerlich kamen wir auf ein heikles Thema zu sprechen. Er ging von sich aus direkt darauf los: Dass er eine Glatze habe, sei nicht politisch zu verstehen. Er sei kein Skinhead, und er habe mit rechtsradikalem Gedankengut nichts am Hut. Ich reagierte spontan, indem ich mein Hemd aufknöpfte und das »So Much Hate«-Shirt zeigte, dass ich darunter anhatte. Danach wusste jeder vom anderen in etwa, wo er mit ihm dran war.
Und wir erzählten uns Geschichten.
Arndt hatte als Türsteher gearbeitet und konnte einiges zum Besten geben. Ich plauderte über Punk-Konzerte und körperliche Auseinandersetzungen auf der Straße. Wir wechselten die Themen in einem rasenden Tempo, schnitten viele nur kurz an und hatten irgendwann genug: Es war auf die Dauer zu feucht und zu kühl in diesem Oktober.
Danach aber war mir klar: Mit diesem Mann konnte man sicher gut zusammenarbeiten – auch auf einer sehr menschlichen Basis.
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