20 November 2020

Sünden, Schuld und Ekel

Zuletzt hörte ich im Autoradio das Hörbuch »Die Sünden«; dabei handelt es sich um den dritten Teil des Vierteilers »Die Dynastie der Winter« – und diese Miniserie gehört zum Serienkomplex um den exzentrischen Zeitreisenden »Doctor Who«. Ich kenne mich mit diesem Kosmos überhaupt nicht aus, betrachte ihn seit Jahren von außen und freue mich immer, ein wenig mehr davon mitzubekommen.

Die Hörbücher erzählen jeweils eine in sich abgeschlossene Geschichte. Das ist gut für Leute wie mich, die viele Zusammenhänge rings um den Doctor und seine Begleiterin Clara einfach nicht verstehen. Durch die drei Teile des Vierteilers, die ich bislang kennenlernen konnte, vermittelte sich mir auf jeden Fall ein erstes Bild.

Auch jemand, der keine Ahnung von der Szenerie hat, bekommt eine interessante Science-Fiction-Geschichte serviert: Irgendwo in den Weiten des Alls schwebt eine Weltraum-Kathedrale, sie ist praktisch das einzige Gebäude auf einem Asteroiden. Sie ist der Sitz einer Religionsgemeinschaft, die sich als »Kult des Primären Selbst« bezeichnet.

Anführer der Religion ist ein Kardinal namens Shadrak Winter. Er befürchtet, von seinen Gegnern umgebracht zu werden, weshalb er den Doctor zu Hilfe ruft. Als wirkliche Gefahr gibt es auf dem Asteroiden bereits die sogenannten Sündvollen, eine Art von riesenhaften Blutegeln, die sich von der Schuld und den Sünden der Menschen ernähren.

Das klingt kompliziert, ist es letztlich auch. Das Spannende an dem Hörbuch sind nicht die religiösen Verwicklungen, sondern die Vorstellung, dass es eklig aussehende Lebenwesen gibt, die einem wirklich die Schuld abnehmen können, bei denen man die Sünden loswerden kann und die dadurch auf unheimliche Weise wachsen. Das ist eine originelle Idee, die ich so in der Science Fiction noch nie gelesen hatte.

Streckenweise kam mir die Geschichte sogar recht witzig vor. Der Doctor wirkt verwirrt, während sich Clara an ihre Zeit als Lehrerin erinnert. Beim Kampf gegen die Sündvollen entsinnt sie sich der Techniken, die sie als Lehrerin erlernte.

Gelesen wird das Hörbuch von Lutz Riedel, der eine angenehme Stimme hat, der die Figuren auch gut rüberbringt. Manchmal wirkt seine Stimme zu »alt« – bei Clara, die doch eher jung ist, passt sie dann nicht. Aber das ist Meckern auf hohem Niveau.

»Die Sünden« hat eine originelle Idee, die einen auch mit der Lösung überrascht. Ich fand das Hörbuch unterhaltsam, witzig und spannend. In der Reihe der bisherigen »Doctor Who«-Hörbücher gefiel es mir eindeutig am besten.

2 Kommentare:

Enpunkt hat gesagt…

Eine Hörprobe und weitere Informationen zu »Die Sünden« gibt es auf der Internet-Seite von Lübbe-Audio. Hier:
https://www.luebbe.de/luebbe-audio/hoerbuecher/science-fiction-romane/doctor-who-die-dynastie-der-winter/id_5911083

Anonym hat gesagt…

Die Fernsehserie wird schon lange in Endlosschleifen Dienstags auf One versendet. Ich habe mir im Laufe der Zeit zehn Staffeln davon auf Vorrat aufgenommen und im ersten Lockdown tatsächlich angefangen reinzugucken. Bisher bin ich bis Staffel vier gekommen - und immer noch angenehm überrascht. Für ein genreaffines Publikum eine fast sichere Empfehlung.
Peter