19 März 2019

Reiter im Schneenebel

Ich irrte zu Fuß durch die Nacht. Nebelschwaden trieben über die Straße, es war kalt, und die Straße lag voller Schnee. Rechts und links von mir türmten sich Berge aus Eis und Schnee auf, als hätte es in den vergangenen Wochen einen bitteren Winter gegeben. Aber ich wusste nicht genau, wo ich war. Es sah zwar so aus, als sei ich im Wald zwischen Freudenstadt und Dietersweiler unterwegs, wie in den 80er-Jahren, aber mir war verwirrenderweise bewusst, dass ich in Bayern unterwegs war.

Wegen des Wetters sah ich nicht viel, ich konnte mich im Brausen und Tosen des Windes nicht orientieren. Dann aber näherte ich mich einer Stelle, wo der Wald offenbar aufriss. Eine Woge aus Schnee und Eis raste vor meinem Gesicht vorbei, verschwand auf der linken Seite in der Dunkelheit. Ich hörte den Lärm, der wie die Wilde Jagd toste und brüllte, und dann kam schon wieder eine riesige Woge von der rechten Seite, um an mir vorbeizurasen.

Aus einem Grund, der sich mir nicht erschloss, erkannte ich, was sich vor meinen Augen abspielte: Ich war Zeuge eines Pferderennens, das mitten im Schneesturm ausgetragen wurde. Da sah ich auch schon die Tiere: Groß waren sie, mit riesigen Köpfen und roten Augen. Sie schnaubten vor Energie, die Reiter auf ihren Rücken waren nicht zu erkennen.

Hier würde mir niemand helfen können, das wusste ich. Also ging ich weiter und erreichte eine Straße. Hier war vor Stunden geräumt worden. Ich ging zwischen den Schneebergen dahin, stapfte durch den Neuschnee, fror und zitterte.

Von hinten hörte ich ein Auto, es dröhnte durch die Nacht. Ich stellte mich an den Straßenrand, hob aus altem Reflex heraus den Daumen. Der Fahrer ignorierte mich, das Auto zischte an mir vorbei. Hilflos sah ich ihm nach.

Da sah ich, dass es irgendwohin abbog. So schnell ich konnte, rannte ich in die Richtung, wohin das Auto gerollt war. Ich sah es nicht mehr, stapfte weiter durch die Nacht und den Schnee.

Bis ich auf einmal merkte, dass ich über eine Glasplatte ging, verstärkt durch schwere Stahlstreben. Unter mir war Wasser, das eine Kuppel offenbar bis an den Rand gefüllt hatte. Ich sah Menschen in Badekleidung, die sich durch das Wasser bewegten, mal mehr, mal weniger elegant.

Von unten grinste mich ein Mann an. Er klopfte mit der flachen Hand gegen die Scheibe, fand es vielleicht komisch, dass ich durch die Nacht stapfte, während er durch warmes Wasser schwamm. Wütend starrte ich zurück. Was sollte ich tun?

Da wachte ich auf.

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