Dass wir September hatten, merkte man an diesem Samstagabend eigentlich nicht. Die Luft war warm, als hätten wir Mitte August, und als wir mit den Rädern durch die Innenstadt rollten, waren die Straßen voller Menschen in leichter Kleidung: kurze Hosen, T-Shirts, Röcke und Kleider, keine Jacken, keine Pullover. Die Stimmung wirkte ebenfalls hochsommerlich, mit diesem Hang zur Euphorie, den man im Herbst und vor allem im Winter ja nie wahrnimmt.
In der Waldstraße veranstalteten die örtlichen Firmen ihr Fest. Es war unmöglich, die Straße zu überqueren. Schon weit davor waren überall Fahrräder geparkt, die Straße selbst stand voller Menschen, die aßen und tranken, die einer Rock'n'Roll-Band zuhörten, die tanzten und redeten und sich amüsierten.
Wir umgingen die Straße, stellten unsere Räder am Ludwigsplatz ab und setzten uns an einem Biertisch vor dem »Sen« zu zwei jungen Frauen. Das vietnamesische Essen war wie immer lecker, die Stimmung wunderbar. Menschenmassen fluteten auf der Straße vorbei, am Ludwigsplatz war jeder Stuhl besetzt, irgendwo spielte eine Jazz-Kapelle, man hörte gut ein Dutzend verschiedener Sprachen auf der Straße.
Dann fuhren wir zum Schloss. Zwischen den Häusern, die den Zirkel säumten, und dem Schloss, schienen an diesem Abend einige zehntausend Menschen unterwegs zu sein. Vor den Wagen der Foodtruck Convention drängten sich die Leute, es gab Crèpes und Burger, Bier und Wein. Alles war friedlich und fröhlich.
Wir stellten die Räder ab und bummelten zum Schloss. Überall saßen und standen die Leute, alle Grünanlagen waren überfüllt, alle Treppenstufen; es wurde gefilmt und geknipst. Viele hatten Campingstühle und Decken mitgebracht, ich kam mir richtig schlecht organisiert vor.
Auf der Freifläche vor dem Schloss fanden wir mit Mühe noch einen Platz, wo wir uns auf den warmen Steinboden setzen konnten. Es war nach 22 Uhr, und die Luft vibrierte vor positiver Stimmung.
Wir schauten uns die beeindruckende Show »Fragments« an, die ich schon im vergangenen Jahr als beste empfunden hatte, sowie zwei weitere Shows, die ebenfalls eindrucksvoll waren, aber nicht mit dem Werk der ungarischen Künstler mithalten konnte. Die Schlosslichtspiele von Karlsruhe sah ich 2015 einige Male, und auch 2016 saß ich schon dreimal vor dem Schloss und staunte.
Als wir irgendwann nach Hause fuhren, durch eine Innenstadt, in der – trotz Zigtausender Menschen aus zahlreichen Nationen – alles friedlich und gelassen schien, fühlte ich mich in Karlsruhe sehr glücklich. Ich nahm mir vor, diesen Eindruck mitzunehmen und mich nicht von Feiglingen und Miesepetern die Laune verderben zu lassen!
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