Ich fegte mit dem Rad aus der Südstadt zurück nach Hause. Es war eine warme Nacht Ende September; die Jacke, die ich vorsorglich angezogen hatte, war mir viel zu warm. Aber ich genoss es, durch die Stadt zu fahren, die um diese Zeit deutlich ruhiger und angenehmer war als tagsüber.
Wie immer in jüngster Zeit nahm ich einen Umweg und fuhr am Pokestop votbei. Dort war in den vergangenen Wochen zeitweise richtig viel los gewesen. An den warmen Tagen im Hochsommer waren da manchmal dreißig Leute und mehr gesessen und gestanden, die Smartphones in der Hand und eifrig ins Spiel vertieft.
Man hatte sogar Parkbände aus den nahe gelegenen Grünanlagen geholt und an die Kreuzung gestellt. Die Stadtverwaltung hatte das geduldet, und seither sah die Kreuzung geradezu wohnlich aus. Ich fand das witzig – sonst waren Stadtverwaltungen eher spießig und auf sture Ordnung bedacht.
An diesem Abend war nichts los. Auf einer der Parkbände saß eine junge Frau in Jeansjacke. Das Display des Smartphones war grell, es erleuchtete ihr Gesicht und die lockigen Haare. Sie trug hochhackige Stiefel, und sie wirkte sehr konzentriert.
Neben ihr stand eine Flasche Cola auf dem Boden, zur Hälfte leer. Das sah nach einer langen Nacht aus, überlegte ich. Als ich an ihr vorbeiradelte, keinen Meter vor ihrer Nase, sah sie nicht einmal auf und blieb weiter in ihrer Konzentration.
Parallelgesellschaften überall. Die einen trinken zu viel Bier und fahren nachts mit dem Rad. Die anderen trinken Cola und jagen Pokemons.
1 Kommentar:
Dabei sollte es besser umgekehrt sein, die Radler sollten die Coke und die Pokemonler das Bier trinken (wenn sie schon alt genug sind).
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