Dass ich Robert B. Parker für einen hervorragenden Autor halte, der in seinen Krimis neben viel Spannung auch eine tüchtige Portion »Lebensgefühl« aus den Vereinigten Staaten transportiert, habe ich gelegentlich erwähnt. Mit »Terror auf Stiles Island« las ich dieser Tage endlich den zweiten Band seiner Serie um den Polizisten Jesse Stone, die hierzulande in einer schönen Neuausgabe im Pendragon-Verlag veröffentlicht wird.
Der Roman bietet zwei unterschiedliche Richtungen an: Auf der einen Seite gibt's einen knallharten Krimi um Gangster, die eine Insel ausrauben wollen, auf der vor allem wohlhabende Bürger wohnen, auf der anderen Seite geht's um die persönliche Entwicklung der Hauptperson. Beides hält sich bei Parker in der Waage, ohne dass es einen deutlichen Vorteil für eine Seite gäbe – und ohne dass der »emotionale Teil« irgendwie langweilig wäre.
Das liegt sicher daran, dass Parker seine Hauptfigur und alle Nebenfiguren so klar in Szene setzt. Jesse Stone ist Alkoholiker, versucht aber, seine Sucht in den Griff zu bekommen. Als Polizeichef einer kleinen Stadt an der amerikanischen Ostküste – in der Nähe von Boston gelegen – hat er es mit den unterschiedlichsten »Mächten« zu tun, während er sich über seine Gefühle zu seiner Ex-Frau ebensowenig im Klaren ist wie über sein Verhältnis zu einer Immobilienmaklerin.
Dann aber machen sich Gangster in der Stadt breit, eine Insel wird abgeschottet, es kommt zu Überfällen und Geiselnahmen, dann geschehen Morde, und letztlich muss sich Jesse Stone als klarer und knallharter Polizist gegen die Gangster durchsetzen. Das ist rasant erzählt, mit schnellen Dialogen und einer Action, die nicht ausufert, sondern recht nachvollziehbar abläuft.
Parker macht in seinem Stil eine Reihe von Dingen, die ich eigentlich hasse. So springt er von Kopf zu Kopf, hält also keine saubere Erzählperspektive ein – das stört mich seltsamerweise nicht, weil er das so spannend macht, dass ich mich nicht wundere.
»Terror auf Stiles Island« ist packende Krimi-Unterhaltung, die man jederzeit lesen kann. Der Roman ist auch für die Leser kapierbar, die sich im Jesse-Stone-Universum nicht auskennen, und wer sich für spannende »Hard-boiled«-Krimis interessiert, muss hier einfach zugreifen.
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